Marcus Thuram und Ramy Bensebaini: Die Verträge der beiden Gladbacher laufen im Sommer aus. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Das Transferfenster ist geöffnet – doch die Bundesliga-Manager warten erst mal ab.

Die außergewöhnliche Fußball-WM zur Adventszeit in Katar habe den Markt «noch einmal ganz anders in Bewegung» gebracht und sorge für eine «ungewöhnliche Transferperiode», wie Borussia Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl erklärte. Auch Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic von Hertha BSC sprach von einem «sehr schwierigen Monat» Januar, in dem man «sehr viel falsch machen» könne. 

Entsprechend vorsichtig agieren die Clubs seit dem Start der Winter-Transferphase am Neujahrestag, zumal die Kassen längst noch nicht wieder auf dem Stand der Vor-Corona-Jahre gefüllt sind. Die Leihe des Freiburgers Keven Schlotterbeck zum VfL Bochum, der ablösefreie Wechsel von Hertha-Stürmer Davie Selke nach Köln – Glanz versprühen diese Transfers nicht. Die WM-Stars werden woanders gehandelt, der FC Liverpool mit Trainer Jürgen Klopp holte zum Beispiel den Niederländer Cody Gakpo. Die ohnehin unrealistischen Hoffnungen einiger Bundesliga-Fans auf Cristiano Ronaldo zerschlugen sich mit dessen höchst lukrativem Deal in Saudi-Arabien.

Noteinkäufer in München

Beim deutschen Rekordmeister hat die Suche nach einem neuen Torhüter absolute Priorität. Nach der Verletzung von Manuel Neuer möchte Bayern-Trainer Julian Nagelsmann den neuen Schlussmann am liebsten gleich im Trainingslager begrüßen, das die Münchner ab Freitag in Doha beziehen. Als Wunschkandidat gilt inzwischen Yann Sommer von Borussia Mönchengladbach, dessen Vertrag zum Sommer ausläuft. Eine vorzeitige Rückkehr des an die AS Monaco verliehenen Alexander Nübel gilt nach dessen jüngsten Aussagen («Es macht wenig Sinn») als unwahrscheinlich.

Ausverkauf bei Gladbach?

Die Mannschaft vom Niederrhein könnte in diesem Januar zum Transfer-Hotspot werden. Nicht nur Sommers Vertrag läuft am Saisonende aus, sondern auch die von Marcus Thuram und Rami Bensebaini. Es drohen ablösefreie Abgänge, Gladbach hat – Stand jetzt – nur noch in diesem Januar die Möglichkeit, Ablösesummen für die drei Leistungsträger zu erwirtschaften. Sportlich würde es das Team aber erheblich schwächen. Dem Vernehmen nach gibt es zahlreiche Interessenten. WM-Teilnehmer Thuram soll bei Inter Mailand, Juventus Turin und dem FC Bayern gehandelt werden.

Viele Spekulationen um den BVB

Bensebaini gilt als Kandidat für Borussia Dortmund, das im Winter eigentlich traditionell selten aktiv ist. «Aber wenn es sein muss, werden wir auch handeln», sagte Kehl. Der BVB-Sportdirektor muss derzeit die vielen Spekulationen um Jungstar Youssoufa Moukoko moderieren, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft. Und auch die Personalie Jude Bellingham, der schon vor der WM mit starken Leistungen in seiner englischen Heimat Begehrlichkeiten geweckt hat, sorgt in Dortmund für Gesprächsstoff.

Ausbildungsliga

Der bevorstehende Transfer des dänischen WM-Stürmers Kasper Dolberg zur TSG 1899 Hoffenheim dürfte ein wenig internationalen Glanz in die Liga bringen – doch das ist die Ausnahme. Bislang unterstreichen die Wechsel vor allem junger Profis aus dem Ausland das Image der Bundesliga als Ausbildungsliga.

Der 19 Jahre alte Neu-Frankfurter Paxten Aaronson (USA) und der gleichaltrige Belgier Arne Engels, der womöglich schon in diesem Winter zum FC Augsburg wechselt, wollen ähnlich wie die früheren Dortmunder Erling Haaland und Jadon Sancho in der Bundesliga zu Stars zu reifen. Und die Bundesligisten hoffen auf einen hohen Weiterverkaufswert.

Die neuen WM-Stars werden jedoch abseits der Bundesliga gehandelt. Um Marokkos Sofyan Amrabat vom FC Florenz wirbt unter anderem Liverpool, Argentiniens Enzo Fernandez von Benfica Lissabon ist nach seiner Kür zum besten Jungprofi der Weltmeisterschaft ebenfalls in der Premier League und bei Real Madrid heiß begehrt.

Thomas Flehmer, dpa
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