Er trifft und trifft und trifft: Bayern-Stürmer Robert Lewandowski. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tobias Hase/dpa)

Die vorweihnachtliche Bescherung ging beim FC Bayern München auch noch weiter, als Jubilar Thomas Müller beim designierten Zehnjahres-Meister schon das «Family-and-Friends»-Programm ausgerufen hatte.

Keine 24 Stunden nach der finalen 4:0-Vorstellung der Münchner Fußball-Stars gegen den VfL Wolfsburg mit dem nächsten Torrekord von Robert Lewandowski legte Borussia Dortmund dem Erzrivalen die Meisterschale quasi schon als Geschenk unter den Weihnachtsbaum.

«Was für ein Abschluss des Jahres 2021!», jubelte Vorstandschef Oliver Kahn. Und Trainer Julian Nagelsmann, dessen Entführung aus Leipzig sich die Münchner Bosse im Sommer mindestens 20 Millionen Euro (Ab-)Lösegeld kosten ließen, freute sich auf «eine gewisse Ruhe unterm Weihnachtsbaum». Neun Punkte Vorsprung nach Dortmunds Patzer in Berlin sind weitaus mehr als ein Ruhekissen. Den BVB erkennt der Herbstmeister allenfalls noch schemenhaft beim Blick in den Rückspiegel. «Wir stehen gut da», sagte Manuel Neuer.

Neuer freut sich auf 2022

Der Kapitän dachte dabei vor allem an die große Herausforderung Champions League. «Wir sind immer da gewesen, gerade in den großen Spielen gegen Benfica, Barcelona und Dortmund in der Bundesliga. Das verspricht viel für die Rückrunde und die heiße Phase im März, April», sagte Neuer voller Vorfreude auf das anstehende WM-Jahr.

2021 war vor allem ein Lewandowski-Jahr. Im Mai knackte Bayerns Torminator mit seinem 41. Saisontor in allerletzter Minute die 49 Jahre alte Bundesliga-Bestmarke von Gerd Müller (40 Treffer). Gegen Wolfsburg machte er es wieder hochspannend: Erst in der 87. Minute konnte der Pole nach einem Seitfallzieher Tor Nummer 43 bejubeln, mit dem er Müllers 42-Treffer-Bestmarke aus dem Kalenderjahr 1972 überbot. «Das Tor war technisch sehr anspruchsvoll und seiner Jahresleistung angemessen», meinte Nagelsmann: «Ich bin sehr froh, dass Lewy noch getroffen hat» – nach zwei verballerten Großchancen.

Das späte Torglück sorgt nämlich auch im Hause Lewandowski für frohe Weihnachten nach dem Frust über den nicht erhaltenen Ballon d’Or, der an Lionel Messi ging. «Ich bin sehr stolz auf das gesamte Jahr. Für mich war es nochmal eine höhere Stufe. Es war ein turbulentes Jahr, mit vielen Emotionen», resümierte der 33-jährige Lewandowski.

Hainer schwärmt vom Torjäger

Müssen die Bayern um BVB-Jungstar Erling Haaland mitbieten? Nein, antwortete Vereinspräsident Herbert Hainer am Sonntag im TV-Sender Sport1, «weil wir Robert haben, den weltbesten Stürmer». Hainer sagte zuvor der «Bild am Sonntag», dass er sich freuen würde, wenn der Pole «seine Karriere bei uns beenden würde». Der aktuelle Vertrag endet im Sommer 2023. Eine Verlängerung ist teuer, aber anvisiert.

Lewandowski führt eine Münchner Offensivabteilung an, die sich nach dem Halbzeitrekord von 56 Toren anschickt, die 101-Tore-Bestmarke der goldenen Bayern-Generation um «Bomber» Müller aus der Saison 1971/72 zu übertreffen. Vorlagenkönig Müller krönte sein 400. Ligaspiel mit Tor Nummer 134. Leroy Sané, der Gewinner der Vorrunde, traf wunderschön aus der Distanz. Gnabry, Coman, Musiala – der im Sommer noch vermeintlich zu dünne Bayern-Kader ist gerade vorne top bestückt. Handlungsbedarf im Januar? Sportvorstand Hasan Salihamidzic winkte noch vor der Öffnung des Winter-Transferfensters ab: «Wir sind wirklich gut besetzt. Wir gehen auch weiter so in die Saison.»

Lewandowski stolz

Lewandowski ist stolz darauf, in einem Atemzug mit Torjäger-Legende Gerd Müller genannt zu werden. «Für mich ist es eine große Ehre dabei zu sein mit so einem großen Namen und so einer großen Persönlichkeit», sagte der Münchner Stürmer dem TV-Sender Bild. Lewandowski wird von der «Sport Bild» als «Star des Jahres» ausgezeichnet.

«Es gibt auch Rekorde, die man nicht brechen kann», sagte Lewandowski, der sich nach eigenen Angaben vor einem Spiel keine Gedanken macht, welche Bestmarke er als nächste brechen könne. Müller ist mit 365 Toren Rekordtorjäger in der Bundesliga, Lewandowski steht als Zweiter bei 296 Treffern.

Wann kommt Kimmich zurück?

Die wichtigste Personalfrage betrifft ohnehin Joshua Kimmich. Wann – und vor allem in welcher Verfassung – kehrt der Nationalspieler nach seiner Corona-Erkrankung zurück? Wann lassen die Lungenprobleme ein Comeback 2022 zu? Anfang dieser Woche steht ein neuer Medizin-Check an, berichtete Hainer: «Dann kann er hoffentlich nach der Winterpause wieder das ganz normale Training aufnehmen.» Kimmich verpasste aus Quarantäne- und dann Infektionsgründen die letzten acht Spiele 2021. «Joshua ist für uns mit der wichtigste Spieler», betonte Hainer.

Am 2. Januar lässt Nagelsmann seine Stars wieder zum Training antreten. Der Coach verabschiedete seine Profis mit einer Danksagung in den Kurzurlaub. «Es ist sehr angenehm, mit der Mannschaft zu arbeiten, es macht sehr viel Spaß. Der Trainer fühlt sich gut.» Nagelsmann hat top eingeschlagen in München – trotz Pokal-K.o. in Gladbach. «Das 0:5 klammern wir mal aus», bilanzierte er selbst. «Er hat frischen Wind in die Mannschaft gebracht», lobte Neuer.

Von Klaus Bergmann, dpa
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