Die Schalker Fans stürmten nach dem Aufstieg den Platz. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Niemand blieb sitzen, keiner stand still. Nach dem Happyend im Aufstiegskrimi verwandelte sich die Arena des FC Schalke 04 in ein Tollhaus. Ekstatische Fans und stolze Profis feierten ausgelassen die Rückkehr des Traditionsclubs in das Fußball-Oberhaus.

Das 3:2 (0:2) im Topspiel über den FC St. Pauli befreite alle Beteiligten vom großen Druck der vergangenen Wochen und war der Startschuss für eine lange Partynacht in Gelsenkirchen.
Zum Leidwesen der Sicherheitskräfte stürmten hunderte Fans den Rasen, um gemeinsam mit ihren Aufstiegshelden zu feiern.

Torjäger Simon Terrodde sank auf dem Rasen zusammen und weinte Tränen der Freude und Erleichterung. Mit seinen zwei Treffern (47./Foulelfmeter/71.) leitete der Stürmer die Wende in dem Fußball-Krimi ein, die Rodrigo Zalazar (78.) mit dem Siegtor vollendete. Vor 61.271 Zuschauern in der ausverkaufen Veltins-Arena hatte Igor Matanivic (9./17.) die Hamburger mit einem Doppelpack in Führung geschossen. In der 81. Minute sah St. Paulis Marcel Beifus nach einem rüden Foul Rot, Matanovic in der Nachspielzeit Gelb-Rot.

Trainer und Sportdirektor überglücklich

«Es war unser Traum. Du musst halt kämpfen für Träume, die kriegst Du nicht geschenkt. Riesen Respekt vor dieser Truppe, was die Gas gegeben haben. Unfassbar, unfassbar», sagte ein überglücklicher Schalke-Trainer Maik Büskens. Und Sportdirektor Rouven Schröder im T-Shirt mit der Aufschrift «Glück Auf Steiger» befand: «Es musste genau so kommen, wie es heute gekommen ist, für die Schalker Seele. Das ist ein Gefühl – unfassbar, was hier abgegangen ist auf dem Feld. Galaktisch, das ist einfach für uns so was Schönes. Das ist bewegend, denn wir haben so viel Arbeit reingesteckt.»

Tabellenführer Schalke trotzte dem 0:2-Rückstand zur Pause und ebnete mit einem fulminanten Schlussspurt den Weg zum insgesamt vierten Bundesliga-Aufstieg. Zweitliga-Herbstmeister St. Pauli hat sich nach dem sechsten Spiel in Serie ohne Sieg wohl aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet. Bei drei Punkten Abstand zum Zweiten HSV und dem Dritten Darmstadt sowie der deutlich schlechteren Tordifferenz gibt es nur noch theoretische Chancen. Zudem kann Werder Bremen mit einem Sieg am Sonntag in Aue noch auf Platz zwei vorstoßen.

Wie schon beim 1:4 vor zwei Wochen an gleicher Stätte gegen Bremen machte die große Erwartungshaltung den Schalkern mächtig zu schaffen. Dabei waren sie im Beisein der Revierclub-Legenden «Eurofighter», die an diesem Wochenende ihr 25-jähriges Jubiläum nach dem UEFA-Pokal-Triumph von 1997 feierten, einem Traumstart nahe. Bereits in der 1. Minute tauchte Torjäger Terodde nach einem Fehler von Abwehrspieler Beifus allein vor dem gegnerischen Tor auf, scheiterte aber an Gäste-Keeper Dennis Smarsch.

Doch die durch diverse Corona-Fälle geschwächten «Kiezkicker» behielten in der aufgeheizten Stadionatmosphäre kühlen Kopf und nutzten gleich die erste Chance. Ein Zuspiel von Leart Paqarada leitete Jackson Irvine mit der Hacke auf Matanovic weiter, der mit einem Schuss aus der Drehung für die Führung sorgte. Als der erst 19 Jahre alte Angreifer nur acht Minuten später nach einem neuerlichen Zuspiel von Irvine und anschließendem Solo erneut traf, war die Ernüchterung bei den Schalkern groß.

Gleichwohl zeigte der Tabellenführer eine positive Reaktion und bedrängte – angetrieben von seinen Fans – das Tor der Hamburger. Bei allem Eifer ging er dabei aber fahrlässig mit seinen Möglichkeiten um. So verpassten Dominick Drexler und Terodde (33.) nach Flanke von Marius Bülter den möglichen Anschlusstreffer in bedenklicher Manier.

Elfmeter nach der Pause leitete die Wende ein

Ein Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Marco Fritz kurz nach dem Wiederanpfiff erweckte Schalke zu neuem Leben. Diese Chance zum Anschlusstreffer ließ sich Terodde diesmal nicht entgehen und verwandelte sicher. Das war der Beginn einer weiteren Drangphase der Gastgeber. Dem wachsenden Druck hielt die Gäste-Deckung nicht lange stand. Erneut war Terodde zur Stelle und verwandelte die heimische Arena in ein Tollhaus.

Für den Höhe- und Schlusspunkt sorgte jedoch der kurz zuvor eingewechselte Zalazar. Nach Zuspiel von Bülter fasste sich der Joker ein Herz und machte das Glück der Schalker mit einem strammen Schuss unter die Latte perfekt.

Von Heinz Büse, dpa
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