Marco Rose hinterließ in Gladbach viel Enttäuschung und konnte in Dortmund nicht überzeugen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Zurück in die Zukunft. Was einmal funktionierte, soll und muss in Dortmund und Mönchengladbach nun wieder gelingen. Noch an diesem Wochenende könnten bei beiden Borussias alte Bekannte als Trainer vorgestellt werden: Edin Terzic beim BVB und Lucien Favre in Gladbach.

Ausgelöst hat diese Entwicklung mit einer Verspätung von gut einem Jahr letztlich eine folgenschwere Entscheidung von Marco Rose, die rückblickend etliche Verlierer hinterlassen hat: Rose selbst, dessen Kollegen Adi Hütter, sicher auch Max Eberl, die Verantwortlichen bei Borussia Dortmund, selbst Matthias Ginter und ganz bestimmt beide Clubs.

Natürlich ist es spekulativ, wie die abgelaufene Saison verlaufen wäre, hätte Rose sich Anfang 2021 entschieden, seinen erst 2019 in Gladbach unterzeichneten Vertrag zu erfüllen und nicht vorzeitig zum BVB zu wechseln. Sehr wahrscheinlich stünden beide Clubs personell nun anders da und wären womöglich auch glücklicher.

Edin Terzic soll in Dortmund übernehmen

Nach der letztlich doch überraschenden und auch etwas fragwürdig anmutenden Entscheidung der BVB-Oberen um Clubchef Hans-Joachim Watzke, sich nach nur einer Saison als Vize-Meister wieder von Rose zu trennen, soll Terzic nun erneut helfen. Nur noch als Formsache gilt, dass der 39-Jährige in Kürze seine Zustimmung gibt, auf den Cheftrainerposten der Dortmunder zurückzukehren. Schon im Dezember 2020 half der Ur-Borusse aus dem Sauerland aus – damals noch als Interimslösung nach der Trennung von Favre, der bei der westfälischen Borussia deutlich kritischer beäugt wurde als in seiner ersten Amtszeit bei der rheinischen von 2011 bis 2015.

Terzic hielt sich nach holprigem Start seinerzeit nicht ganz ans Drehbuch der BVB-Bosse, die längst entschlossen waren, Rose in Gladbach für die fest geschriebene Ablöse von fünf Millionen Euro zu holen. Terzic führte Dortmund zu einem fulminanten Saison-Endspurt, der im DFB-Pokalsieg und in den Herzen der Fans endete.

Hernach wurde er wegen Rose auf den neu geschaffenen Posten des Technischen Direktors gehievt. Für seinen Nachfolger war das ein Problem, wie sich herausstellte. «Vom ersten Moment an hat das die Autorität von Marco Rose untergraben», wetterte Sky-Experte Dietmar Hamann rückblickend auf «die absolut unverständliche Entscheidung, einen Edin Terzic im Verein zu behalten».

In der Liga gut, in den Pokalen blamiert

In der Liga endete die Saison unter dem Strich mit Platz zwei trotzdem zufriedenstellend. In den Cup-Wettbewerben war die Bilanz aber blamabel. Der Titelverteidiger schied im DFB-Pokal im Achtelfinale gegen den Zweitligisten St. Pauli aus. In der Champions League gab es das Vorrunden-Aus in einer machbaren Gruppe und auch in der Europa League war überraschend gegen den späteren Finalisten Glasgow Rangers Schluss.

Von der Wucht der Kritik an ihm war der selbstbewusste Rose anscheinend so getroffen, dass bei der Saison-Analyse am Donnerstag eine Eigendynamik entstand, die in der Trennung gipfelte. Dabei hätte Rose wissen können, worauf er sich einließ, als er vom Niederrhein nach Dortmund weiterzog. Seit 2015 der BVB-Sehnsuchts-Coach Jürgen Klopp ging, wurden dort fast im Jahrestakt Trainer verschlissen.

Die Kritik dort war und ist auch öffentlich deutlich heftiger als in Gladbach unter dem damaligen Sportchef Eberl. Schon vor Roses verkündetem Wechsel hatte es auch am Niederrhein Rückschläge gegeben, die Eberl im Bestreben, mit Rose eine neue erfolgreiche Ära zu prägen, stets wegmoderiert hatte. Noch heute sorgt die Entscheidung Roses für Kopfschütteln in Mönchengladbach.

Rose sorgte für viel Enttäuschung in Gladbach

«Marco Rose hatte uns getäuscht. Er hatte uns enttäuscht. Er entschied sich für die eigene Karriere und gegen das zuvor von Tausenden geglaubte gemeinsame Projekt. Er versprach einfach zu viel und lieferte zu wenig. Und er leitete damit auch die Krise maßgeblich ein, die uns in anderthalb schwierige Jahre geschickt hat und deren Scherben wir heute noch mühsam aufkehren», ätzte der «FPMG Supporters Club» – der Dachverband der organisierten Gladbach-Fans – am Freitag.

Durch Roses Weggang fielen Eberl, Gladbachs Spieler und der gesamte Club emotional in ein Tal, wodurch letztlich auch Roses Nachfolger Hütter scheiterte. Eberl verließ gar die Kraft, weshalb er Anfang des Jahres seinen Herzensclub zurückließ. Selbst Nationalspieler Ginter, der nach der Saison ablösefrei zu seinem Heimatclub SC Freiburg zurückkehrt, äußerte vor kurzem im Podcast «MitGeredet» die Vermutung: «Wäre Rose geblieben, wäre es wohl anders gekommen.»

Der durch die Abgänge von Rose und Eberl in seinen Grundfesten erschütterte Club taumelte mit Hütter aber durch seine schlechteste Saison seit 2011. Damals hatte Lucien Favre die Borussia vor dem Abstieg gerettet, wachgeküsst und in ein Jahrzehnt als Bundesliga-Spitzenclub geführt. Seine Aufgabe als wahrscheinlicher Nachfolger von Hütter ist nun anders als damals, aber die gleiche wie bei Terzic in Dortmund: Den Club zu den Wurzeln der vergangener, erfolgreicher Jahre zurückführen und die Borussen-Seelen befrieden.

Von Carsten Lappe, dpa
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