Sevillas Mannschaftskapitän Ivan Rakitic hält nach dem Sieg den Pokal in die Höhe. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Petr David Josek/AP/dpa)

Spät in der Nacht verlor José Mourinho dann endgültig die Fassung.

In der Tiefgarage der schmucken Puskas Arena giftete der Star-Trainer der AS Rom in Richtung Anthony Taylor, er sei eine «Schande». Er sagte dem Schiedsrichter nach dem nervenaufreibenden und überlangen Europa-League-Finale, das die Römer im Elfmeterschießen gegen den nun siebenfachen Champion FC Sevilla verloren hatten, auch noch ein paar unschöne Dinge mehr. Generell wirkte der Portugiese nach dem emotionalen Fußball-Abend in Budapest extrem aufgewühlt. Er litt und er lederte. Mourinho sehnt das Saisonende herbei. Wie es nach dem letzten Liga-Spieltag am Wochenende für ihn weitergeht, ließ er offen.

Sein Vertrag bei der Roma laufe noch ein Jahr und das sei die Situation, sagte der 60-Jährige. Ab Montag habe er Urlaub und dann werde man sehen. Sollte er mit einem anderen Club in Kontakt treten, würde es sein derzeitiger Arbeitgeber zuerst erfahren. Mourinho scheint nicht abgeneigt, beim italienischen Erstligisten weiterzumachen. Die Fans lieben ihn – nicht nur wegen des Triumphs in der Conference League vergangene Saison. Sie fühlen sich regelrecht geehrt, dass dieser große Name ihren Verein vertritt.

Mourinho appelliert an Vereinsführung

In gewisser Weise ist genau das aber auch ein Problem. Er sei «müde», sagte Mourinho lange nach Schlusspfiff. Müde, gefühlt der einzige Kommunikator und das Gesicht der Roma zu sein. Er hat den ganzen Club seit seinem Amtsantritt 2021 mitgerissen. Er würde ja auch bleiben, erklärte er. Aber: «Meine Spieler verdienen mehr. Ich verdiene mehr.» Es war eine klare Botschaft an die Vereinsführung, den Kader für die kommende Saison aufzupolieren. Nur dann wird die Mourinho-Show in Rom wohl auch nach zwei Jahren weitergehen.

Seine erste Niederlage als Trainer in einem Europapokal-Endspiel schmerzte «The Special One» sichtlich. «Ich habe fünf Finals gewonnen, aber ich war nie stolzer als heute», erklärte er zwar und lobte seine Spieler dafür, dass sie in der intensiven Partie «alles gegeben» und «hart gearbeitet» hätten. Die Medaille, die er danach bekam, wollte er allerdings nicht. Stattdessen warf er sie einem jungen Fan auf der Tribüne zu. Eine typische Mourinho-Aktion.

Auseinandersetzung mit dem Schiedsrichter

Nicht weniger typisch war auch die anschließende Schiri-Schelte, in die auch Roms Diego Llorente einstimmte. Taylor habe «für Sevilla gepfiffen», so der Verteidiger. Der Referee aus England habe «spanisch gewirkt» und zu viele Gelbe Karten verteilt, moserte Mourinho. Sevillas Erik Lamela hätte nach Meinung des Portugiesen sogar noch eine Gelbe Karte mehr sehen müssen und demnach im Elfmeterschießen nicht mehr antreten dürfen. Insgesamt fühle sich die Niederlage «ungerecht» an, sagte er. Eigentlich war alles wie immer, wenn Mourinho, seit rund 20 Jahren einer der erfolgreichsten und umstrittensten Trainer im Weltfußball, ein großes Spiel verliert: Er teilte ordentlich aus.

Nur eben nicht in Richtung seiner Mannschaft, die er nach der Partie auf dem Rasen noch mal um sich versammelt hatte. «Er hat uns gesagt, dass wir immer zusammengestanden sind, und jetzt müssten wir zusammen stark sein», erklärte Abwehrchef Chris Smalling. «Wir haben alles auf dem Platz gelassen. Elfmeter sind immer eine Lotterie. Den anderen beim Feiern zusehen zu müssen, das wird uns noch lange verfolgen», sagte der 33-Jährige. Da geht es ihm nicht anders als seinem aufgebrachten Trainer.

Christoph Lother und Manuel Schwarz, dpa
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