Dem Regensburger Trainer Mersad Selimbegovic helfen seine Erfahrungen als Kriegsflüchtling. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Roland Weihrauch/dpa)

Dem Regensburger Zweitliga-Trainer Mersad Selimbegovic (39) helfen seine Erfahrungen als Kriegsflüchtling oft in der Einschätzung von Alltagssituationen.

Die Erlebnisse seiner Kindheit prägten ihn «noch heute brutal. Oft auch haben meine Handlungen damit zu tun», sagte der Coach des Fußball-Zweitligisten Jahn Regensburg in einem Interview der «Welt».

Es gebe «so viele Probleme, bei denen wir denken, dass sie riesig sind. Ein echtes Problem aber ist, wenn du um dein Leben läufst oder drei Tage kein Trinkwasser hast. Ein Problem ist, wenn du zwei Monate kein Brot mehr siehst, wenn du vier Stunden im Wald nach Essen suchst, wenn du ein Feld zum hundertsten Mal verzweifelt nach einer Kartoffel absuchst und wahrscheinlich schon der Tausendste bist, der das tut», sagte Selimbegovic. Im Bosnienkrieg war er mit seiner Familie geflohen und bis Kriegsende 1995 als Flüchtling heimatlos. Er stelle sich angesichts seiner Erlebnisse «oft die Frage: Ist dieses oder jenes jetzt wirklich so schlimm, dass du schlecht gelaunt bist?»

Auf die Frage, ob er schon einmal an Vergeltung gedacht habe, sagte der Coach des Zweitliga-Zweiten: «Nein. Gott sei Dank nicht.» Dies habe er seinen Eltern und deren Erziehung zu verdanken. «Toleranz ist das höchste Level von Macht. Rache ist das erste Anzeichen von Schwäche. Sie hilft dir auch nicht. Das Vergeben ist das Allerwichtigste. Wenn du das nicht schaffst, wirst du keine Ruhe finden», sagte Selimbegovic.

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