Die Spieler von RB Leipzig hadern nach dem Spiel mit der Niederlage. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Als Jesse Marsch kurz vor Mitternacht allein und in Gedanken versunken über den leeren Platz im Pariser Prinzenpark schlich, muss er sich wie im falschen Film vorgekommen sein.

Da spielen seine Profis von RB Leipzig endlich den Fußball, den sich der neue Trainer vorstellt – und am Ende verliert man 2:3 bei Paris Saint-Germain und kann das erste Saisonziel schon über Bord werfen. Das Aus in der Champions League ist nach null Punkten aus drei Spielen im Prinzip besiegelt – und selbst der dritte Gruppenplatz für die Europa League scheint aktuell unerreichbar.

«Einfach brutal bitter» für RB Leipzig

«Es ist relativ einfach», sagte Marsch. «Die Gruppenphase zu schaffen, ist fast unmöglich, die Europa League muss das Ziel sein. Aber auch dafür müssen wir kämpfen.» Denn um den FC Brügge noch abzufangen, muss man in den Heimspielen gegen Paris und Manchester City mindestens einen Punkt holen und dazwischen mit zwei Toren Differenz beim belgischen Meister gewinnen. «Ohne Punkte können wir uns jetzt nicht hinstellen und vom Weiterkommen reden», betonte Abwehrboss Willi Orban.

Diese bittere Erkenntnis passt ein wenig zur verkorksten Saison des Vizemeisters. Da brauchte das Star-Ensemble von PSG schon ein nicht geahndetes Foul vor Kylian Mbappés 1:0 und schließlich einen fast schon lachhaften Foulelfmeter nach einem bühnenreifen Niedergang des Weltmeisters, den Lionel Messi zum Sieg verwandelte. Und trotzdem fühlte es sich, wie Orban betonte, «einfach brutal bitter» an. Zumal RB außer dem Spiel wohl auch Lukas Klostermann für längere Zeit verlor, der Nationalspieler erlitt offenbar einen Muskelfaserriss.

Nkunku «war der beste Mann auf dem Platz»

Was Marsch aber mitnehmen kann, ist, dass seine Art von Fußball mit Leipzig funktionieren kann. Er braucht nur die richtige Mischung an Spielern. Die fand der 47-Jährige in Paris endlich. Im Mittelfeld setzte Marsch auf die nicht gerade filigranen aber nimmermüden Laufwunder Konrad Laimer, Tyler Adams und Amadou Haidara. Davor zeigte Christopher Nkunku wieder einmal, warum er wohl im kommenden Sommer von einem großen Club weggekauft werden wird. «Er war der beste Mann auf dem Platz», betonte Marsch. «Und da waren auch Spieler wie Mbappé und Messi.»

Leipzig war nicht nur unfassbar intensiv bei der Balljagd, sondern spielte nach dem Gewinn auch geradlinig nach vorn. Die Sachsen hatten mehrere gute Chancen, Paris gab bis zur zwischenzeitlichen RB-Führung gerade einmal einen Schuss auf das Tor ab. «Das war ein super Gegner, deshalb bin ich froh über den Sieg», meinte selbst Mbappé anerkennend.

«Wir haben einen sehr schweren Fehler gemacht»

Gestolpert ist Leipzig schließlich über Schiedsrichter Marco Guida und über die eigene Naivität. «Wir haben geführt, hatten alles im Griff. Dann haben wir einen sehr, sehr schweren Fehler gemacht. Ich weiß nicht, warum wir es in dem Moment so einfach für den Gegner machen. Das ist schwer zu akzeptieren», meinte Marsch. Ausgerechnet sein Lieblingsschüler Adams spielte den Ball Mbappé vor dem Ausgleich in einer irrwitzigen Abwehraktion direkt in den Fuß. «Um hier eine Chance zu haben, müssen wir eine perfekte Leistung abliefern. Das haben wir fast geschafft.»

Eng dürfte es in den kommenden Wochen für einige etablierte Kräfte werden. So saßen Emil Forsberg, Yussuf Poulsen und Kevin Kampl in Paris auf der Bank – und wurden im Spiel nicht wirklich vermisst. Es liegt nun an dem Trio, der Spielidee von Marsch ebenso bedingungslos zu folgen wie jene Startelf aus dem Prinzenpark. Sonst dürfte auch der so überaus freundliche Coach wohl einige knallharte Entscheidungen treffen.

Von Tom Bachmann, dpa
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