Hat momentan gut zu tun: BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Auf die Frage nach unliebsamen Störgeräuschen im Meisterkampf reagierte Edin Terzic mit einem müden Lächeln. Schlagzeilen wie über einen Wechsel von Jude Bellingham im Sommer zu Real Madrid sind die Dortmunder mittlerweile gewohnt.

«Jetzt kam die Nachricht aus Spanien. Davor die Wochen kam sie aus England. Einmal kam sie sogar aus Frankreich», kommentierte der BVB-Trainer vor dem Spiel am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) gegen Wolfsburg die jüngsten Spekulationen über die Zukunft des Ausnahmetalents.

Gelassen verwies Terzic auf ähnliche Erfahrungen am Ende der vergangenen Spielzeiten: «Letztes Jahr war es Erling Haaland, davor war es Jadon Sancho. Das sind Themen, die finden weder bei uns in der Kabine noch im Trainerbüro Platz.»

Im Arbeitszimmer von Sebastian Kehl dürfte das Thema Bellingham jedoch eine wichtige Rolle spielen. Denn ein möglicher Erlös von rund 120 Millionen Euro für den bis 2025 gebundenen englischen Nationalspieler würde den Handlungsspielraum des Sportdirektors bei der Suche nach Verstärkungen deutlich erhöhen. Bedarf gibt es genug. Die Deutsche Presse-Agentur fasst den aktuellen Stand zusammen. 

Königstransfer

Im Werben um Bellingham scheint Real Madrid derzeit vorn zu liegen. Nach Informationen der «Marca haben die «Königlichen» mit dem 19-Jährigen eine «Grundsatzvereinbarung» über einen Vertrag bis 2029 getroffen. Der zuvor als Favorit gehandelte FC Liverpool ist angesichts der hohen Kosten aus dem Poker ausgestiegen. Auch der FC Chelsea scheint aus dem Rennen. Versuche der Dortmunder, den Jungstar noch ein Jahr zu halten, sind wenig Erfolg versprechend. Zumal ein Verkauf im kommenden Sommer mit finanziellen Abstrichen verbunden wäre.  

Wunschkandidaten

Der Wechsel von Linksverteidiger Ramy Bensebaini (28) aus Mönchengladbach scheint ausgemachte Sache. Auch für die rechte Abwehrseite sucht der BVB nach Alternativen. Als Kandidat gilt Ivan Fresneda (18) von Real Valladolid. Die Ablöse für den spanischen U-20-Nationalspieler wird auf 20 Millionen Euro geschätzt. Durch den Verkauf von Reservist Thomas Meunier könnte der Deal zumindest teilweise refinanziert werden. Am tiefsten müsste Kehl jedoch für einen Bellingham-Ersatz in die Clubkasse greifen. Eine Spur führt zu Ajax Amsterdam, wo Edson Álvarez (25) derzeit das Interesse vieler Clubs auf sich zieht. Der Mexikaner gilt als ähnlich aggressiv und laufstark wie Bellingham, ist aber eher ein «Sechser, als ein «Achter».  

Einigungen

Bisher wurden die Verträge von Julian Brandt bis 2026 und von Marco Reus bis 2024 verlängert. Vor allem die Gespräche mit Kapitän Reus sorgten in Fankreisen für Diskussionen. Kritiker halten ihm vor, seine Rolle als Leitwolf zu selten auszufüllen. Kurz vor der Einigung zwischen dem 33 Jahre alten Nationalspieler und dem BVB hatten sich in einer Umfrage der «Ruhr Nachrichten» knapp 62 Prozent der Teilnehmer gegen eine Vertragsverlängerung ausgesprochen. Dieses Votum ließ Kehl kalt. «Wir haben uns zu keinem Zeitpunkt von tagesaktuellen Diskussionen beirren lassen», kommentierte der Sportdirektor, «Marco hat als Spieler und Identifikationsfigur einen enormen Stellenwert für diesen Verein.»

Baustellen

Anders als bei Brandt und Reus halten die Verhandlungen mit Mats Hummels (34) und Raphael Guerreiro (29) an. Beide Verträge laufen im Sommer aus. Offen ist die Zukunft von Hummels. Der Weltmeister von 2014 wird seine Entscheidung davon abhängig machen, ob er bei vereinsinternen Konkurrenten wie Nico Schlotterbeck und Niklas Süle noch Einsatzchancen sieht. Kurz vor einer Einigung soll der Club dagegen mit Guerreiro stehen. Der Portugiese könnte bei einer Verpflichtung von Bensebaini ins Mittelfeld rücken und dort die Lücke von Mahmoud Dahoud schließen, der den BVB nach sechs Jahren verlassen wird.

Hoffnungsträger

Wird der BVB seinem Ruf als Tummelplatz für Hochbegabte erneut gerecht? Die Verpflichtung des 16 Jahre alten Julien Duranville vom RSC Anderlecht zu Beginn des Jahres ließ sich der Verein immerhin mindestens acht Millionen Euro kosten. Nach überstandener langwieriger Muskelverletzung brennt der Belgier auf seinen ersten Einsatz. «Er ist ein hochtalentierter Flügelspieler, der super stark ist in den Eins-zu-Eins-Situationen», schwärmte Terzic. Duranvilles ehemaliger Trainer Vicent Kompany traut Duranville sogar den Gewinn des Ballon d’Or zu.  

Heinz Büse, dpa
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