Thomas Müller will gegen PSG «elf Kapitäne auf dem Platz haben». (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Bevor sich Lionel Messi und Kylian Mbappé auf dem Rasen für den ultimativen Achtelfinal-Showdown einstimmten, gab’s von Bayern-Anführer Thomas Müller aus dem Inneren der Münchner Champions-League-Festung eine forsche Ansage.

«Ich glaube, die ganze Welt schaut ihm gerne beim Fußballspielen zu. Wir werden ihm dabei nicht zuschauen, sondern ihn stören, seine Arbeit zu machen», kündigte der Münchner Kapitän in der Allianz Arena entschlossen Richtung WM-Torschützenkönig Mbappé an. Auch Weltmeister Messi soll am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) nicht zaubern dürfen. «Wenn unser Plan aufgeht, wird er nicht viel Spaß haben», sagte Müller – und zielte damit auf beide PSG-Stars ab.

Der lächelnde Ur-Bayer Müller demonstrierte auch schon als erster Feldspieler beim Abschlusstraining die große Münchner Zuversicht für einen geschichtsträchtigen Auftritt.

«Elf Kapitäne auf dem Platz haben»

«Die Vorfreude ist da. Es treffen zwei großartige Mannschaften aufeinander», sagte Müller vor dem 500. Europapokalspiel des deutschen Fußball-Rekordmeisters. «Es geht darum, dass wir elf Kapitäne auf dem Platz haben.»

In einem Königsklassen-Knaller höchster Güteklasse gegen das ohne den verletzten Neymar auflaufende Ensemble von Paris Saint-Germain will der FC Bayern nach dem 1:0 im Hinspiel den Viertelfinal-Einzug perfekt machen. Für Trainer Julian Nagelsmann wäre ein Erfolg gegen Messi, Mbappé und Co. der prestigeträchtigste Moment seiner bislang anderthalbjährigen Amtszeit in München. «Es ist das Duell zweier Topteams», sagte der 35-Jährige rund 30 Stunden vor dem Anpfiff: «Und dann hoffen wir, dass wir am Mittwochabend einen Kuchen haben und ich ein kleines Stück davon esse.»

Bayern wollen Messi und Mbappé «die Lust rauben»

Man wolle dem Duo Messi/Mbappé, das jüngst bei der Weltfußballer-Kür die Plätze eins und zwei belegte, «die Lust rauben», sagte Nagelsmann zu der Schlüsselaufgabe bei der Neuauflage des Finales von 2020 an. Während die Münchner die Aktionen von Weltmeister Messi vor drei Wochen im Pariser Prinzenpark erfolgreich einbremsten, kämpften sie gegen den nicht zu greifenden und wegen einer Verletzung erst nach der Pause eingewechselten X-Faktor Mbappé in der packenden Schlussphase weitestgehend vergeblich an.

Mbappé ist für Müller aktuell der «spektakulärste» Angreifer. «Es ist nicht nur schön, schön, was er macht, es ist auch effektiv.» In München wird Mbappé, der im Champions-League-Viertelfinale 2021 beim Pariser 3:2 doppelt in München traf, an der Seite von Messi starten.

Stanisic soll rechts hinten starten

Beim Abschlusstraining auf dem Club-Gelände steckten Nagelsmann und seine Co-Trainer die Köpfe zusammen. Ob auf dem kleinen Zettel in Nagelsmanns Hand die Antwort auf die spannende Frage nach der passenden Defensivformation gegen die zwei weltbesten Kicker stand? Immerhin blieben die Münchner in sechs von sieben Champions-League-Spielen in dieser Saison – unter anderem gegen Robert Lewandowskis FC Barcelona – ohne Gegentor.

Nach der ärgerlichen Gelb-Rot-Sperre des formstarken Benjamin Pavard aus dem Hinspiel soll der eher unerfahrene Josip Stanisic (22) trotz leichter Oberschenkelprobleme rechts hinten verteidigen; wie schon im Sommer im kroatischen Nationalteam beim 1:0-Erfolg in der Nations League gegen Frankreich mit Mbappé. «Er ist gallig in den Zweikämpfen und ist sehr schnell auf Strecke», sagte Müller. «Ich glaube, dass er absolut bereit ist für die Aufgabe.»

Nagelsmann setzt gegen die PSG-Angriffe in einer Dreierkette neben Stanisic auf die international erprobten Dayot Upamecano und Matthijs de Ligt. Auf der linken Seite soll der schnelle Alphonso Davies als Schienenspieler kilometerreich unterwegs sein. Der Fokus liegt auf der Null – aber Nagelsmann mahnte: «Es wird schon ein Schlüssel sein, sich nicht aufs Verteidigen zu beschränken.»

PSG mit früherer Anreise

Schon einen Tag früher als gewöhnlich hatte die mit vielen Millionen Euro aus Katar gepushte PSG-Startruppe am Montagabend ihr Quartier am Englischen Garten bezogen. Grund war die Sorge, sonst wegen der Streiks in der Heimat Probleme bei der Anreise zu bekommen. «Wir sind in der Lage, die Situation gegen Bayern zu drehen», sagte Messi, der von einigen Schaulustigen beim Weg ins Hotel bestaunt, bejubelt und fotografiert wurde.

Das Finale am 10. Juni in Istanbul treibt den argentinischen Weltmeister ebenso an wie die Bayern-Stars. Ehrenpräsident Uli Hoeneß strotzt in wegweisenden Münchner Wochen vor Zuversicht. «Wenn alles so kommt, wie ich das glaube, werden wir in sechs bis acht Wochen das Thema Nagelsmann nicht mehr diskutieren», tönte der 71-Jährige. Er ist an einem Meilenstein-Abend in der ruhmreichen Europapokal-Historie seines Vereins nicht nur felsenfest vom Einzug der Bayern in das Viertelfinale überzeugt, sondern auch von weiteren Siegen in DFB-Pokal und Meisterschaft.

Nagelsmann: «Auch für mich ein wichtiges Spiel»

Trotzdem fließt das Achtelfinal-Rückspiel entscheidend in die Bewertung der zweiten Nagelsmann-Saison in München ein. Nach dem Viertelfinal-Aus in der vergangenen Saison gegen den FC Villarreal soll der 35-Jährige mit seiner kostspielig verstärkten Mannschaft mehr liefern. «Es ist auch für mich ein wichtiges Spiel», sagte Nagelsmann.

Die Ausgangslage ist durch das Siegtor von Paris-Schreck Kingsley Coman blendend – und die Statistik ist es auch. 15 der vergangenen 17 Heimspiele in der Champions League hat der FC Bayern gewonnen. Dass die Auswärtstorregel, die PSG beim Duell vor zwei Jahren das Weiterkommen rettete, nicht mehr gilt, könnte sich als Münchner Trumpf erweisen. Und ein gutes Omen gibt es obendrauf: Der italienische Schiedsrichter Daniele Orsato war auch der Spielleiter beim 1:0-Triumph gegen PSG im Finale 2020 in Lissabon.

Die voraussichtlichen Aufstellungen

Bayern München: Sommer – Stanisic, Upamecano, de Ligt – Coman, Kimmich, Goretzka, Davies – Müller, Musiala – Choupo-Moting

Paris Saint-Germain: Donnarumma – Ramos, Marquinhos, Danilo – Hakimi, Vitinha, Verratti, Ruiz, Nuno Mendes – Messi, Mbappé

Schiedsrichter: Orsato (Italien)

Christian Kunz und Klaus Bergmann, dpa
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