Robert Lewandowski (M) brachte den FC Bayern gegen die Kölner in Führung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Zum Abschluss eines perfekten Arbeitstags in komplizierten Zeiten ergatterte Manuel Neuer noch ein ganz besonderes Souvenir.

«Die Käppi ist schon legendär, die würde jeder gerne haben», sagte der Bayern-Torwart zum ungewöhnlichsten Trikottausch seiner Karriere. Nach dem überzeugenden 4:0-Auswärtssieg beim 1. FC Köln hatte Neuer sein Trikot gegen die Kult-Kappe von FC-Trainer Steffen Baumgart getauscht.

«Ich bin froh, dass ich sie jetzt habe», sagte er. Und auch Baumgart konnte sich trotz der verdienten Niederlage seines Teams zumindest darüber freuen. «Ich will von Manu schon sehr lange ein Trikot haben», sagte er mit einem Lächeln und erklärte in den Katakomben des Kölner Stadions: «Ich bin jemand, der sowas sammelt.»

«Wo wir am Ende keinen Stich sehen»

Zuvor hatte Baumgart mit ansehen müssen, wie sein Team gegen den wiedererstarkten Dauer-Champion aus München zwar engagiert spielte, letztendlich aber chancenlos war. «Man muss ganz klar sagen, dass wir heute auf eine sehr gute Bayern-Mannschaft getroffen sind, wo wir am Ende keinen Stich sehen», resümierte er am Samstag.

Angeführt vom überragenden Top-Torjäger Robert Lewandowski demonstrierte der FCB trotz Corona-Sorgen seine Macht und sendete ein Signal an die schwarzgelbe Konkurrenz. Nach der 1:2-Niederlage gegen Borussia Mönchengladbach erzielten Dreifach-Torschütze Lewandowski (9./62./74. Minute) und Rückkehrer Corentin Tolisso (25.) die Treffer für die Bayern, bei denen weiterhin mehrere Leistungsträger ausfielen oder nicht vollständig fit waren.

Durch den Erfolg hielt der Serienmeister Verfolger Borussia Dortmund, der am Freitag 5:1 gegen den SC Freiburg gewonnen hatte, auf Distanz. «Ich glaube, das war wichtig nach letzter Woche und nach dem Spiel von Dortmund, die sehr gut gespielt haben gestern», sagte Bayern-Coach Julian Nagelsmann.

Thomas Müller erklärte: «Es war auf jeden Fall für uns ein wichtiges Zeichen nach innen, aber auch nach außen, dass Gladbach ein Ausrutscher war.» Der Bundesliga-Spitzenreiter hat sechs Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten BVB. Für die Kölner war es die erste Niederlage nach zuvor drei Siegen nacheinander.

Neuer und Tolisso zurück – Goretzka und Hernández fehlen

Nagelsmann konnte im Tor wieder auf Kapitän Neuer und im Mittelfeld auf Tolisso bauen. Von seiner Wunschelf war die Startformation dennoch ein gutes Stück entfernt. Unter anderen Alphonso Davies (Herzmuskelentzündung nach einer Corona-Infektion), Leon Goretzka und Lucas Hernández fehlten. Nationalspieler Leroy Sané kehrte zumindest als Einwechselspieler zurück und präsentierte sich dann gleich als zweifacher Tor-Vorbereiter.

Gegen mutige Kölner, die immer wieder früh angriffen und die Bayern schon an deren Strafraum unter Druck setzten, brauchten die Gäste ein paar Minuten, um ins Spiel zu kommen. Dann lief die Powerfußball-Maschine an.

Mit der ersten Chance brachte Lewandowski den Favoriten in Führung. Der ganz starke Müller hatte den polnischen Superstürmer mit viel Übersicht im Strafraum freigespielt. Tolisso erhöhte bei seinem Comeback mit einem sehenswerten Schuss in den Winkel auf 2:0 – erneut hatte Müller stark vorbereitet und seinen bereits 16. Assist in dieser Saison gegeben. «Toreschießen würde mir noch mehr Spaß machen, aber da stelle ich mich ein bisschen blöd an aktuell oder es fehlt das notwendige Quäntchen Glück – je nachdem, wie sehr ich mich selbst verteidigen will», scherzte Müller.

Uths Tor nach Abseitsentscheidung aberkannt

Angepeitscht von Baumgart, der bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt an der Seitenlinie ständig in Bewegung war, bemühte sich der FC nach den Rückschlägen um eine schnelle Antwort. Mark Uth sorgte bei den 750 im Stadion zugelassenen Kölner Fans auch kurz für Freude, stand bei seinem Tor jedoch im Abseits (31.). Auf der anderen Seite parierte Kölns Keeper Marvin Schwäbe klasse gegen Müller (28.) und Lewandowski (51.).

Beim zweiten Treffer des 33-Jährigen war der Torwart dann machtlos. Lewandowski sorgte nach Pass des kurz zuvor eingewechselten Sané für die Entscheidung und legte kurz darauf und zwei Tage vor der Weltfußballer-Kür sogar sein drittes Tor nach. Es war sein 300. Treffer in der Bundesliga. «Hoffentlich gewinnt er am Montag den verdienten Titel», sagte Nagelsmann mit Blick auf die mögliche Auszeichnung seines Ausnahme-Angreifers.

Von Thomas Eßer, dpa
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