Der Mainzer Anthony Caci (l) trifft in der Nachspielzeit zum 1:1 gegen Hertha BSC. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Frey/dpa)

Der erste Schock war etwas verdaut bei Hertha-Trainer Sandro Schwarz, doch der Frust über den späten Ausgleich bei der Rückkehr in seine Heimatstadt Mainz war dem 43-Jährigen auch am Morgen danach noch anzumerken. «Auch mit wenig Schlaf ist der noch da», sagte Schwarz am Samstag.

Sechs Punkte aus sieben Ligaspielen, exakt genauso stand Hertha auch in der vergangenen Saison da, die am Ende fast im Abstieg endete. Trotzdem bleibt der positive Gesamteindruck des Teams von Schwarz vor der Länderspielpause. «Ich finde, dass wir sehr stabil auftreten, dass wir auch gerade in den letzten drei Spielen punktetechnisch etwas mitgenommen haben. Dennoch ist das Gefühl da, es hätte der ein oder andere Punkt mehr sein können, ganz klar», sagte der 43-Jährige über seine ersten Monate als Hertha-Trainer.

Bald muss mehr Zählbares herausspringen

Anders als in Vorjahren ist es ruhig um den Club. Schwarz und Geschäftsführer Fredi Bobic haben eine Mannschaft auf die Beine gestellt, die leidenschaftlichen Fußball spielt, defensiv und offensiv. Seine Mannschaft sei ein unangenehmer Gegner für andere Teams. «Das haben wir uns erarbeitet», sagte Schwarz.

Dazu kommen die Aufbruchsstimmung unter Neu-Präsident Kay Bernstein und ein harmonischeres Verhältnis mit den Fans. Doch allen Beteiligten ist auch klar, dass bald mehr Zählbares auf dem Platz herausspringen muss. Auf Dauer entscheidet immer der sportliche Erfolg über die Stimmungslage bei einem Club.

Wie schon gegen Bayer Leverkusen in der Vorwoche hatte sich das Team von Schwarz auch beim FSV Mainz 05 spät um den maximalen Lohn der Arbeit gebracht. Nach einer «sehr ordentlichen» ersten Halbzeit, verlor Hertha die Kontrolle. Hälfte zwei sei ein «Ringkampf» gewesen, sagte Schwarz. «Wir haben uns darauf eingelassen. Das war das ganz große Problem, und das ärgert mich auch», sagte Schwarz.

Schwarz: «Wir brauchen kein Mitleid»

Bei allem leidenschaftlichen Einsatz sei keine Entlastung mehr gelungen. «Das muss man ganz klar sagen, dass wir da nicht gut waren. Das hat uns zwei Punkte gekostet in dieser letzten Sekunde.» Der eingewechselte Mainzer Anthony Caci traf in der vierten Minute der Nachspielzeit.

Für die Länderspielpause gebe es viele Themen, die die Hertha nun weiter angehen werde, sagte Schwarz. Die Arbeit gegen den Ball, die Konsequenz, mit der das Team nach der Balleroberung in die Tiefe geht, beim ersten Kontakt sauberer zu sein im Positionsspiel, nannte der Coach. Zudem müsse die Mannschaft es beibehalten, «echt eklig» zu sein für die Gegner.

Neun Spieler reisen zu ihren Nationalmannschaften. Vor der kommenden Liga-Partie gegen die TSG 1899 Hoffenheim am 2. Oktober bleibt Zeit für individuelle Arbeit und ein Testspiel beim Oberligisten 1. FC Frankfurt/Oder.

Auch Schwarz spürt Ungeduld auf noch bessere Resultate, «weil du dann direkt schon die Belohnung haben willst für das, was wir produzieren.» Doch der Trainer stellt auch klar: «Wir brauchen kein Mitleid. Wir müssen daraus lernen.»

Von Christoph Lother, Lena Lachnit und David Langenbein, dpa
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