Unions Niko Gießelmann (5.v.l) jubelt nach seinem Treffer zum 1:0 mit Timo Baumgartl (3.v.r) und Teamkollegen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Adi Hütter musste sich kurz aufrichten, dann gratulierte er erhobenen Hauptes seinem siegreichen Trainerkollegen Urs Fischer.

«Eine bittere Pille, eine bittere Niederlage», sagte Hütter: «Wir müssen wieder punkten, damit wir der Kapelle nicht hinterherlaufen.» Auch im dritten Meisterschaftsspiel blieb er mit Borussia Mönchengladbach sieglos, zum zweiten Mal sogar punktlos durch das 1:2 (0:2) beim Europapokalteilnehmer 1. FC Union Berlin.

Konsterniert verharrten einige seiner neuen Spieler erst einmal auf dem Rasen, während die Eisernen um den Ex-Gladbacher Max Kruse mal wieder allen Grund zur Freude hatte. «Was wir am Platz abgebrannt haben nach diesen beiden Englischen Wochen – unfassbar», kommentierte Niko Gießelmann. «Wenn es um Leidenschaft, Mentalität, Wille und Solidarität geht – dickes Komplimemt an die Jungs», betonte Unions Trainer Fischer: «Es ist optimal für uns gelaufen.»

Gießelmann hatte die Eisernen vor 11.006 Zuschauern am Sonntag in Führung gebracht in der 22. Minute, ehe Taiwo Awoniyi (41.) noch vor der Pause erhöhte. An beiden Toren war Kruse beteiligt. «Ich hätte nichts dagegen, mal wieder ein Tor zu machen. Im Moment funktioniert aber das ganze Team hervorragend», betonte der 33-Jährige, der vor dem Spiel geehrt und bei seiner Auswechslung besonders laut gefeiert wurde, im DAZN-Interview.

Das Gegentor durch Jonas Hofmann (90.+1) hatte Kruse nur noch von der Bank miterlebt. Es war das einzige Mal, dass die Gladbacher ihren klaren Ballbesitzvorteil (68 Prozent) nutzen konnten. Ansonsten wirkten sie oft zu unkonzentriert beim Abschluss, scheiterte ein ums andere Mal am glänzend aufgelegten Andreas Luthe oder sie kamen manchmal auch gar nicht so bis zum Tor, weil die Unioner Defensive es nicht zuließ.

«Unsere Tugenden haben wir auf den Platz gebracht, das machen wir in jedem Spiel. Wir versuchen, alles reinzuwerfen», sagte Kruse. Mit nun fünf Punkten kletterte Union in die vordere Tabellenhälfte der Fußball-Bundesliga, Gladbach bleibt bei einem mickrigen Punkt von neun möglichen Zählern.

«Wir gucken beim 0:2 nur zu und haben teilweise viel zu naiv verteidigt», monierte Hofmann. Sein Treffer sei zu spät gekommen. Nicht wurde es mit der Wiedergutmachung nach der 0:4-Pleite vor einer Woche gegen Bayer Leverkusen.

Union – seit nunmehr 18 Spielen daheim unbesiegt – feierte nur drei Tage nach dem Einzug in die Gruppenphase der Conference League die nächste Jubelparty. Fischer hatte vier frische Kräfte im Vergleich zum 0:0 im Berliner Olympiastadion gegen Kuopio PS aus Finnland gebracht. Einer davon war Kruse, der mit einer Balleroberung die Führung einleitete durch Gießelmann. Der Abwehrmann war schon vor einer Woche Auftakttorschütze der Unioner beim 2:2 gegen die TSG Hoffenheim gewesen. Auch beim zweiten Treffer war Kruse beteiligt, als er Awoniyi auflegte. «Die beiden verstehen sich blind», sagte Gießelmann über das Angriffsduo.

Die Gladbacher, die die Ausfälle von Matthias Ginter (Corona-Infektion), Stefan Lainer (Fraktur des Sprunggelenks) und Marcus Thuram (Innenbandriss am Knie) verkraften mussten, zeigten im Spielaufbau sehr gute Ansätze – aber ohne Erfolg. «Wir müssen so schnell wie möglich wieder in die Spur finden», forderte Hütter.

Von Jens Marx, dpa
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