Florian Wirtz (M) und Bayer Leverkusen kamen nicht über ein 2:2 gegen Mönchengladbach hinaus. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Daniel Farke fühlte sich am Ende einer unruhigen Woche und eines hektischen Sonntags als moralischer Sieger. «Chapeau, ich bin total zufrieden mit der Leistung und es ist ein verdienter Punktgewinn», sagte der Trainer von Borussia Mönchengladbach bei DAZN nach dem 2:2 (0:2) gegen Bayer Leverkusen.

Nachdem es am Mittag Gerüchte über ein beschlossenes Aus von ihm gegeben hatte, konnte er sich am Abend zumindest über eine erfolgreiche Aufholjagd dank zweier skurriler Tor-Geschenke freuen. Ob der nicht mehr für möglich gehaltene Punkt noch zur Erhaltung seines Jobs über das Saisonende hinaus helfen wird, erscheint aber fraglich. Die Saison wird Gladbach in jedem Fall auf einem zweistelligen Tabellenplatz beenden.

Farke «stolz auf die Reaktion» seiner Mannschaft

Einigen Spielern klopfte Farke nach dem Abklatschen noch mal auf die Schulter, als wolle er sich persönlich bei ihnen bedanken. «Ich bin richtig stolz auf die Reaktion meiner Mannschaft», sagte Farke und sprach von einem verdienten Punktgewinn. Auf die Gerüchte über sein Aus wollte er wie vor dem Spiel auch danach nicht eingehen. «Die Jungs brauchen alle Unterstützung und da brauchen sie keinen Trainer, der auf sich selbst und seine Zukunft fokussiert ist. Der ganze Fokus liegt auf meinen Jungs und für die werde ich immer da sein.»

Die Leverkusener müssen drei Tage nach dem bitteren Halbfinal-Aus in der Europa League um die erneute Qualifikation für einen internationalen Wettbewerb bangen, haben sie beim Saisonfinale aber in der eigenen Hand. Amine Adli (15. Minute) und Kerem Demirbay (20.) hatten Bayer 2:0 in Führung gebracht. Doch Nationalspieler Jonas Hofmann (58.) und Lars Stindl (90.) nutzten vor 30.210 Zuschauern zwei komplette Aussetzer der Leverkusener zum Punktgewinn. In der fünften Minute der Nachspielzeit sah Leverkusens Piero Hincapié nach einem harten Foul an Julian Weigl Rot.

Virkus über Farke-Gerüchte: «Schlichtweg falsch»

Sportdirektor Roland Virkus hatte im «kicker» erklärt, dass der Bericht in der «Rheinischen Post» über das sichere Farke-Aus am Saisonende «jeder Grundlage» entbehre und «schlichtweg falsch» sei. Auch bei DAZN dementierte er kurz vor Spielbeginn erneut. Da aber nach dem 2:5 in der Vorwoche schon zwei Tage unkommentiert Beurlaubungsgerüchte durch Mönchengladbach waberten, erscheint eine weitere Zusammenarbeit aktuell schwer vorstellbar. Zumal die Leistung gegen müde Leverkusener fast eine Stunde lang uninspiriert und leblos wirkte.

Die Leverkusener gehen mit einem Punkt Vorsprung vor dem VfL Wolfsburg als Sechster in den letzten Spieltag. Halten sie diesen Rang, würden sie im Falle eines Leipziger Pokalsiegs in der Europa League starten, sollte Frankfurt den Pokal holen, müsste Bayer in die Conference League. Nur bei einem Abrutschen auf Rang sieben und einem Frankfurter Erfolg wäre Leverkusen international nächstes Jahr Zuschauer.

Leverkusener Fehler lassen Gladbach zurückkommen

Im Gegensatz zu dem Halbfinal-Rückspiel der Europa League am Donnerstag gegen die AS Rom, bei dem nach 23:1 Torschüssen am Ende ein 0:0 stand, war das Team von Trainer Xabi Alonso am Sonntag effektiv und nutzte gleich die ersten beiden Chancen. Zunächst entwischte Adli nach schönem Pass von Hincapié Marvin Friedrich und tunnelte mit links Torhüter Jan Olschowsky, der den weiter verletzten Jonas Omlin vertrat. Auch beim zweiten Treffer machte der 21-Jährige zumindest eine unglückliche Figur, als Demirbay nach Flanke von Jeremie Frimpong aus kürzester Distanz einköpfte. Gladbach kam nur dank gegnerischer Hilfe überhaupt zu einer Chance, als Bayer-Keeper Lukas Hradecky nach einem Schuss von Hofmann zweimal nachfassen musste (39.).

Insgesamt schienen die Leverkusener durch die Harmlosigkeit der Gladbacher regelrecht eingeschläfert und machten mit dem Rom-Spiel in den Knochen nur das Nötigste. Was prompt bestraft wurde, als Hradecky den katastrophalen Rückpass von Mitchel Bakker nicht unter Kontrolle brachte und Hofmann einschob. Obwohl die Gladbacher nur gemächlich den Druck erhöhten und erst in der Schlussphase zu Chancen kamen, schien Bayer frühzeitig den Schlusspfiff herbeizusehnen – und wurde nach einem Blackout von Nadiem Amiri erneut bestraft.

Holger Schmidt, dpa
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