Gladbach-Trainer Adi Hütter ließ Matthias Ginter auf der Bank. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Ganz wohl in seiner Haut schien sich Adi Hütter nicht zu fühlen. Zumindest vor dem bitteren 1:2 (0:0) gegen Bayer Leverkusen bekam der Trainer von Borussia Mönchengladbach noch Unterstützung von Sportchef Max Eberl.

Nach der fünften Pleite in Serie gegen Bayer aber war Hütter auf sich alleine gestellt, die diskutable Verbannung von Nationalverteidiger Matthias Ginter auf die Bank zu rechtfertigen. «Mir ist klar, dass jetzt wieder dieses Fass aufgemacht wird, dass über diese Entscheidung diskutiert werden wird», sagte Hütter mit bitterer Miene.

Friedrich für Ginter in der Startelf

Eigentlich war die Aufstellung des Borussen-Coach nur konsequent. In Marvin Friedrich wurde der erst in der vergangenen Woche von Union Berlin für kolportierte rund fünf Millionen Euro verpflichtete Nachfolger für Ginter in die Startelf berufen. Ginter – einer der besten deutschen Verteidiger – saß zum ersten Mal in seiner Gladbacher Zeit fit nur auf der Bank. Spätestens im Sommer wird der 27-Jährige die Borussia ablösefrei verlassen. Hütter setzte damit ein klares Statement: Gladbachs Zukunft nach am Ende unterirdischer Hinserie begann bereits am 19. Spieltag. Nur ging der Plan nicht auf.

Friedrich spielte kämpferisch überzeugend und aggressiv im Zweikampf – Tugenden, die die ins untere Mittelfeld abgerutschte Borussia unbedingt gesucht hatte. Doch Friedrich verschuldete auch den ersten (diskutablen) von zwei verschossenen Leverkusener Elfmetern. Die folgende Ecke führte zum ersten Gegentor durch Robert Andrich (51. Minute). Und Friedrich war auch beim zweiten, offiziell Patrik Schick zugesprochenen, Gegentor (74.) wohl als letzter Mann am Ball.

«Für viele war die Leistung sicher unglücklich, ich habe es trotzdem sehr ordentlich gesehen», beharrte Hütter. «Hätten wir gewonnen, hätten wie über Friedrich gesprochen. Jetzt diskutieren wir nach der Niederlage über Matze Ginter.» So ist das eben.

Denn es bleiben sowohl Fragen zur sportlichen Entscheidung, als auch zum Umgang des Clubs mit der Personalie. Sportlich versuchte Hütter den scheinbaren Widerspruch zu moderieren, einen Spieler auf die Bank gesetzt zu haben, dem er einerseits eine starke Leistung beim 2:1 in der Vorwoche bei Bayern München bescheinigte. Andererseits wies er auf die katastrophalen Spieltage 13 bis 16 hin, als Gladbach 17 Gegentore kassierte. Nur opferte er eben nicht den seit Monaten im Leistungstief befindlichen Nico Elvedi, sondern Ginter.

Eberl: «Kein Spieler ist größer als der Verein»

«Er hat sich nichts zu Schulden kommen lassen», sagte Hütter zwar. Dennoch hatte Eberl kurz vor Weihnachten das Angebot zur Vertragsverlängerung zurückgezogen – offenbar auch, da sich andeutete, dass Ginter es ohnehin nicht annehmen werde. Zudem belastete die Hängepartie um dessen Zukunft und die des ebenfalls im Sommer ablösefreien Denis Zakaria in Gladbachs brenzliger Situation.

«Es gibt keinen Spieler, der größer als der Verein ist», sagte Eberl in einem Statement bei Sky, das aufhorchen ließ. Auch die These, dass es hinter den Kulissen Ärger gegeben habe, konnte der Manager nicht entkräften. «Es gibt viele Interpretationen, viel wird geschrieben», sagte Eberl dazu lediglich. Es scheint, als wolle er nun mit Macht versuchen, noch im Winter eine Ablöse für den mit einem Marktwert von rund 25 Millionen Euro taxierten 27 Jahre alten Ginter zu generieren. «Jetzt hat der Spieler die Entscheidung, was möchte er machen», sagte Eberl. «Dann wird man sehen, was passiert bis zum 31. Januar.»

Spannend wird vor allem, wie Hütter und Eberl damit umgehen, wenn nichts passiert bis zum 31. Januar. Im Fall des ebenfalls im Sommer wechselnden und am Samstag wegen einer leichten Verletzung gar nicht berücksichtigten Zakaria klangen die Äußerungen weniger offensiv nach einem gewünschten sofortigen Wechsel. «Grundsätzlich ist es ja so, dass wir keinen Sechser geholt haben», sagte Hütter vielsagend.

Bemerkenswert ist auch, dass Eberl in einer ähnlichen Situation vor einem Jahr anders reagierte. Als der damalige Trainer Marco Rose seinen Wechsel zum Saisonende zu Borussia Dortmund öffentlich machte, vom Umfeld dafür angefeindet wurde und Spiel um Spiel verlor, galt die Argumentation, die Zukunft vorzeitig einzuleiten, nicht. Damals hielt Eberl an Rose fest. Das Saisonende war dann zäh und unbefriedigend. Möglicherweise soll dies nun vermieden werden.

Von Carsten Lappe, dpa
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