Robert Lewandowski (2.v.l.) und Thomas Müller (r) führten den FC Bayern zum Sieg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Joan Monfort/AP/dpa)

Thomas Müller und Robert Lewandowski sind schon wieder zum Schrecken des FC Barcelona geworden, der ohne Fußball-Magier Lionel Messi in Europa nicht mehr mit dem FC Bayern in der Klasse der Titelanwärter kämpft.

13 Monate nach seinem Doppelpack beim furiosen 8:2-Spektakel beim Finalturnier in Lissabon leitete Müller einen Tag nach seinem 32. Geburtstag das abgeklärte 3:0 (1:0) des deutschen Rekordmeisters im Camp Nou ein. «Wenn du hier 3:0 gewinnst zum Auftakt, ist das ein ganz wichtiges Signal», sagte Müller bei Amazon Prime Video.

Nach Müllers abgefälschtem Distanzschuss, gegen den Nationaltorwart Marc-André ter Stegen im Barça-Tor chancenlos war (34.), staubte Torjäger Lewandowski zweimal nach Pfostenschüssen von Youngster Jamal Musiala (56.) und Serge Gnabry (85.) ab. «Bayern München hat überragend gespielt heute Abend», sagte der ehemalige Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge beim TV-Sender Bild.

Ohne Messi fehlt die Fußball-Kunst

Die Mannschaft habe «den ersten großen Schritt gemacht», richtig los gehe es «aber von der K.o.-Runde». Müller bejubelte sein siebtes Tor im sechsten Königsklassenspiel gegen den hoch verschuldeten FC Barcelona, der ohne die Fußball-Kunst des nach 21 Jahren zu Paris Saint-Germain weitergezogenen Weltstars Messi vor 40.000 Zuschauern in der Offensive erschreckend mutlos und uninspiriert auftrat. Das große Barça liegt in Europa am Boden. «Man muss fast sagen, dass Barcelona noch gut bedient war mit dem 3:0», sagte Rummenigge.

Die Bayern legten beim ersten europäischen Einsatz unter Neu-Coach Julian Nagelsmann mit dem 18. Auftaktsieg nacheinander in der Königsklasse sofort den Grundstein für das Weiterkommen in Gruppe E mit Benfica Lissabon und Dynamo Kiew als weiteren Gegnern.

Nagelsmann stand – den am Abend immer noch schwülheißen Temperaturen angepasst – im schlichten Polo-Shirt und nicht im feinen Zwirn am Spielfeldrand. Er sah eine verhaltene Abtastphase beider Teams zu Beginn. Der deutsche Meister kam in seinen weißen Auswärtstrikots nach knapp zehn Minuten zu einer aussichtsreichen Gelegenheit, doch Leroy Sané schoss einen ersten warnenden Freistoß in die Mauer.

Die Bayern kontrollierten

«Wir sind alle gut beraten, jetzt nicht die Vergangenheit zu bemühen», sagte Bayern-Chef Oliver Kahn unmittelbar vor der Partie noch bei Amazon Prime Video und warnte davor, dass bei Barça «einige zeigen wollen, dass es auch ohne Messi sehr, sehr gut geht». Dies gelang den Katalanen aber nicht. Spektakulär war zunächst nur, wie unspektakulär das Spiel begann. Die Bayern kontrollierten das Geschehen, Barcelona fehlten gänzlich die Überraschungsmomente.

Stand es vor gut einem Jahr nach 31 Minuten bereits 4:1, dauerte es dieses Mal etwas länger, ehe Müller zuschlug. Sané war noch am gut parierenden ter Stegen gescheitert (19.), Musiala abgeblockt worden (27.). Der 18-Jährige war für den angeschlagenen Gnabry in die Startelf gerückt und versuchte wie von Nagelsmann gefordert viel («Soll zeigen, was in ihm steckt und keinen großen Druck spüren»), brachte seine Sololäufe aber zumindest in der ersten Halbzeit noch nicht zu Ende. Nach 70 Minuten kam Gnabry für Musiala aufs Feld.

Müller probierte es aus der Ferne, Eric Garcia fälschte ebenso unglücklich wie unhaltbar ab – und Müller feierte sein 49. Tor im 125. Champions-League-Spiel. Insgesamt enttäuschte die Darbietung der Gastgeber. Ihre beste Chance hatten sie bei einem ruhenden Ball.

Barcelona erstaunlich bieder

Nach einem Freistoß von Memphis Depay, der in der einst stolzen und gefürchteten Offensive noch der in Ansätzen Kreativste war, setzte Ronald Araujo einen Kopfball über das Tor (28.). Barcelona trat erstaunlich bieder und farblos auf und musste sich später sogar dezente Pfiffe der eigenen Fans im Camp Nou gefallen lassen.

Der Klassenunterschied setzte sich auch nach dem Seitenwechsel fort. Ter Stegen rettete gegen Sané mit einer starken Fußabwehr (52.), gegen Lewandowskis Abstauber nach Musialas Pfostenschuss war er ohne Chance. Während Manuel Neuer im Tor der Bayern nahezu arbeitslos war, avancierte sein Kontrahent in der deutschen Nationalmannschaft zum besten Spieler der Gastgeber. Ter Stegen verhinderte eine höhere Niederlage – sein Vorderleute jedoch fanden keinen Weg zum Tor.

Von Klaus Bergmann und Wolfgang Müller, dpa
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