Das Logo der FIFA ist außen am Hauptsitz des Weltfußballverbandes zu sehen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Ennio Leanza/KEYSTONE/epa/dpa)

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich in der WM-Frage nach langem Zögern klar positioniert und den Weltverband FIFA für die Zwei-Jahres-Pläne deutlich kritisiert.

In der kontroversen Frage, auf die jede andere Antwort als die deutliche Ablehnung einer Turnusänderung den nächsten Proteststurm gegen den Verband heraufbeschworen hätte, wartet der größte Sportfachverband der Welt aber erst bis zu seiner Präsidiumssitzung an diesem Freitag. Die Botschaft war dann aber umso deutlicher: Wir sind dagegen. Daran änderte auch eine neue fragwürdige Umfrage des Weltverbands nichts.

«Der DFB unterstützt uneingeschränkt die Position der UEFA, wonach eine Entscheidung in einer so wichtigen Angelegenheit nicht ohne die Zustimmung der europäischen Verbände und des europäischen Fußballs getroffen werden darf», hieß es in einem Statement, das der Verband nach seiner Präsidiumssitzung veröffentlichte. Es sei «unverständlich», dass zunächst «sogenannte FIFA-Legenden» und nicht die eigenen Council-Mitglieder konsultiert worden sind. Der portugiesische Verband äußerte am Abend ähnliche Bedenken wie der DFB und zählte zehn Gründe auf, weshalb man gegen die FIFA-Pläne sei.

Der Weltverband warb in den vergangenen Wochen für die Idee, die Weltmeisterschaft künftig alle zwei Jahre auszutragen und erntete dafür jede Menge Kritik. Der DFB schrieb nun: «Der DFB ist wie alle anderen europäischen Nationalverbände, Ligen und Vereine am meisten betroffen von den offensichtlich in Doha diskutierten Reformmodellen.» Eine solche Umstellung, die ab 2026 greifen könnte, habe «massive Auswirkungen auf den Fußball in Deutschland, in Europa, aber auch weltweit».

Der Verband warnte vor der «Marginalisierung» von Frauen- und Junioren-Wettbewerben. Auch für die ohnehin schon viel belasteten Profis sei der Einfall nicht gut. Die physische und mentale Belastung für Nationalspieler und Nationalspielerinnen «wäre angesichts eines dann jährlichen großen Turnieres im Wechsel zwischen Welt- und Europameisterschaften sowie einer etwa einmonatigen Abstellungsperiode im Oktober immens und würde zu einem signifikant steigenden Verletzungsrisiko führen», hieß es in dem Statement. Auch der Verband von Ex-Europameister Portugal artikulierte deutliche Kritik und verwies zudem auf den übersättigten TV-Markt.

Einer Ankündigung von FIFA-Generalsekretärin Fatma Samoura, wonach es unter anderem interessantere Spiele und mehr Chancen für Teams auf der ganzen Welt geben solle, entgegnete der DFB weitere Argumente: so würde auch «der Stellenwert der Großturniere durch eine Verdoppelung sinken». Zudem würde eine sofortige radikale Umstellung des weltweiten Kalenders «mit den langfristig abgeschlossenen Verträgen des DFB und der UEFA» kollidieren.

«Die vorgenannten Punkte und viele weitere Fragestellungen bedürfen schnellstmöglich der detaillierten Prüfung und Erörterung», forderte der DFB mit Nachdruck vom Weltverband. Dieser hatte am Vortag eine Pressemitteilung verschickt mit dem eigentlich eindeutigen Titel:  «Mehrheit der Fans gemäß globaler Umfrage für häufigere Austragung der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft». Nur deckten die sich erst später veröffentlichten Zahlen nur sehr bedingt mit dieser These.

In der Online-Umfrage unter 23 000 Menschen aus 23 Ländern, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov durchführte, gaben demnach 45 Prozent an, sie seien für den bisherigen Rhythmus von vier Jahren. 55 Prozent befürworteten zwar eine häufigere Austragung. Darunter fielen aber alle Befragten, die sich eine WM jedes Jahr, alle zwei oder alle drei Jahre wünschen.

In allen fünf aufgeschlüsselten Altersgruppen gab es bei den vier möglichen Varianten jeweils immer die größte Zustimmung für den bisherigen Rhythmus. Bei den 18- bis 24-Jährigen sprachen sich 31 Prozent für eine WM alle zwei Jahre aus, 37 Prozent für eine WM alle vier Jahre. Bei den über 55-Jährigen waren 58 Prozent für die bisher gültige Variante.

Die Zustimmungswerte für die WM alle vier Jahre decken sich mit den bisherigen Protesten von Fangruppierungen weltweit gegen den von FIFA-Direktor Arsène Wenger bekräftigten Reformplan. «Die überwältigende Mehrheit der Fans ist gegen eine alle zwei Jahre stattfindende WM», hieß es zuletzt in einem Brief, den das Bündnis «Football Supporters Europe» veröffentlichte. Mehr als 50 Fan-Organisationen weltweit gehörten zu den Unterzeichnern – auch aus Deutschland.

Die FIFA und deren Präsident Gianni Infantino möchten bis zum Jahresende Klarheit haben, bis dahin dürfte weiter hitzig gestritten werden. UEFA-Präsident Aleksander Ceferin schrieb der «Süddeutschen Zeitung» zufolge unter der Woche einen Wutbrief an Infantino und forderte eine Krisensitzung nur mit der UEFA. Eine Antwort aus der FIFA-Zentrale in Zürich steht dem Vernehmen nach noch aus.

Von Jan Mies und Patrick Reichardt, dpa
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