Bibiana Steinhaus-Webb wird als neue DFB-Chefin gehandelt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Bibiana Steinhaus-Webb war am Mittwoch weit weg vom Deutschen Fußball-Bund. Die 42-Jährige assistierte bei den Olympischen Spielen in Japan als Videoschiedsrichterin bei der Partie der Gastgeber gegen Frankreich.

In der Heimat wünschen sich einem Bericht der «Sport Bild» zufolge mehrere Funktionäre, dass die einstige Weltklasse-Unparteiische das neue Gesicht des DFB wird – als Teil einer präsidialen Doppelspitze nach einer tiefgreifenden Reform im krisengeschüttelten Verband.

Steinhaus-Webb «Wunschkandidatin» der DFL?

Steinhaus-Webb sei «Wunschkandidatin» der Deutschen Fußball Liga, schrieb das Magazin. Die frühere Bundesliga-Schiedsrichtern ist Teil der Initiative «Fußball kann mehr», die offensiv Veränderungen im DFB und unter anderem auch mehr Führungsposten für Frauen gefordert hatte. Der aktuelle Stand des Austausches mit dem DFB ist unklar. Das DFB-Präsidium hatte in der vergangenen Woche den 11. März 2022 als Termin für den Wahl-Bundestag bekanntgegeben. Die Initiative hatte eine deutlich frühere Ansetzung gefordert.

Derzeit wird der Verband von Rainer Koch und Peter Peters geführt. Koch war Protagonist im Machtkampf der vergangenen Monate innerhalb des Präsidiums. DFB-Präsident Fritz Keller musste zurücktreten, nachdem er Koch als «Freisler» bezeichnet hatte, Roland Freisler war ein berüchtigter Nazi-Richter. Peters ist Aufsichtsratschef der DFL und von Amts wegen DFB-Vizepräsident. Der 59-Jährige gilt als möglicher Kandidat für den männlichen Teil einer Doppelspitze.

Der DFB teilte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit, dass sich Peters zu gegebener Zeit zu seinen eigenen Ambitionen äußern werde – und die Pläne mit Steinhaus nicht kenne. Der frühere Nationalspieler Jimmy Hartwig, der in der vergangenen Woche seinen Wunsch zu kandidieren öffentlich gemacht hatte, zog am Mittwoch zurück. «Was mich angeht, ist es der beste Weg, Integrationsbeauftragter beim DFB zu bleiben und abzuwarten, was die Zukunft bringt», sagte der 66-Jährige beim Nachrichtensender Welt.

Kritik von Zwanziger

Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger kritisierte derweil deutlich die Präsidiumsentscheidung, den zweiten Ermittlungsbericht zur WM-Affäre 2006 nicht zu veröffentlichen. «Entweder ist der Bericht inhaltlich so dünn, dass der Revisionsausschuss das Präsidium auffordern müsste, Vergütungen von (dem Beratungsunternehmen) Esecon zurückzufordern», sagte der 76-Jährige der «Süddeutschen Zeitung». «Oder der Bericht enthält substanziell relevante Inhalte.» In diesem Fall würden frühere Aussagen von Koch in Zweifel stehen, ergänzte er.

Dabei bezog sich Zwanziger auf die damalige Veröffentlichung des Untersuchungsberichts der Kanzlei Freshfields im März 2016 zu den fragwürdigen Zahlungsströmen vor der Heim-WM 2006. «Ich erinnere daran, dass Koch die Publikation damals als weltweiten Musterfall für Transparenz gefeiert hat», sagte Zwanziger. Koch hatte damals gesagt: «Mir ist in der Welt des Sports keine vergleichbar transparente und selbstkritische Aufarbeitung sportpolitischer, die eigene Organisation betreffende Vorwürfe bekannt.»

Koch sagte der «Sport Bild» allerdings, er habe im Präsidium «für die Veröffentlichung einer medienrechtlich geprüften Zusammenfassung des Esecon-Berichts mit entsprechender Haftungsübernahme gestimmt.» Dem Bericht zufolge ging die Abstimmung mit 8:1 Stimmen gegen die Veröffentlichung aus. Koch äußerte, er war dafür, «um für größtmögliche Transparenz zu sorgen und möglichen Spekulationen und Vorwürfen vorzubeugen, der DFB habe etwas zu verheimlichen.»

Der DFB hatte am Freitag mitgeteilt, dass der Esecon-Bericht «in den vergangenen Wochen intensiv geprüft» worden sei. Wegen Haftungsfragen werde aber auf die Veröffentlichung verzichtet. «Gegenstand des Berichts sind zum Teil weit in die Vergangenheit zurückreichende Sachverhalte und Handlungen Dritter, die zum Teil auch nicht dem Umfeld des DFB zuzuordnen sind, und deren Bewertung überwiegend auf der Grundlage von Indizien basieren», teilte der Verband mit. Der Bericht werde «selbstverständlich den ermittelnden Behörden vollumfänglich zur Verfügung» gestellt. Esecon war im April 2020 mit der Untersuchung beauftragt worden.

In der weiterhin nicht vollumfänglich aufgeklärten WM-Affäre geht es im Kern um 6,7 Millionen Euro, die im April 2005 vom DFB über den Weltverband FIFA an den inzwischen gestorbenen Unternehmer Robert Louis-Dreyfus gingen. Das Geld wurde als Beitrag für eine Gala zur WM 2006 deklariert, die nie stattfand. Im Jahr 2002 hatte der damalige WM-Organisationschef Franz Beckenbauer ein Darlehen von Louis-Dreyfus in gleicher Höhe erhalten, das letztendlich auf Konten des später lebenslang gesperrten einstigen FIFA-Funktionärs Mohamed Bin Hammam verschwand.

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