Der Berliner Marvin Plattenhardt hockt nach dem Schlusspfiff enttäuscht auf dem Dortmunder Rasen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Die Spieler sanken enttäuscht auf den Rasen, Trainer Felix Magath ergriff schnell die Flucht Richtung Kabine und im Berliner Fan-Bock herrschte mit einem Mal gespentische Stille.

Erst mit dem Schlusspfiff dämmerte es allen Beteiligten, dass das große Zittern bei Hertha BSC vor den beiden Relegationsspielen anhält. Auch die dritte Chance zur vorzeitigen Sicherung des Klassenerhalts in der Fußball-Bundesliga blieb beim 1:2 (1:0) in Dortmund ungenutzt. «Die Jungs sind total fertig und sitzen abgearbeitet in der Kabine», beschrieb Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic die Stimmung nach dem deprimierenden Schlussakt der regulären Saison.

Dabei schien das Happy End nach langer Führung durch den Elfmetertreffer von Ishak Beldofil (18.) zum Greifen nahe. Doch die Tore der Dortmunder Erling Haaland (68./Handelfmeter) und Youssoufa Moukoko (84.) versetzten die Berliner in einen Schockzustand. Ganz Trainer-Routinier sprach der 68 Jahre alte Felix Magath seinen Spielern noch in der Kabine Mut für die beiden Nervenspiele am 19. und 23. Mai zu: «Unsere Mannschaft hat sich hier in Dortmund als Bundesligist präsentiert. Deshalb bin ich zuversichtlich. Gegen den Tabellendritten der zweiten Liga haben wir berechtigte Aussichten, den Klassenverbleib zu schaffen.»

Magath bleibt optimistisch

Überhaupt sieht der Fußball-Lehrer das Glas eher halbvoll als halbleer, obwohl sein Team schon zuletzt beim 1:1 in Bielefeld und beim 1:2 gegen Mainz Nerven gezeigt hatte. «Es ist nicht der Worst Case eingetreten. Immerhin haben wir es geschafft, uns von Platz 17 auf 16 zu verbessern. Deshalb haben wir unser erstes Ziel erreicht und den direkten Abstieg vermieden», sagte er mit Bezug auf die Ausgangsposition bei seinem Amtsantritt Mitte März. Mit festem Blick fügte er an: «Der ein oder andere hat den Kopf hängen lassen. Aber wenn wir immer so eine Leistung wie heute gezeigt hätten, müssten wir nicht über die Relegation reden.»

Verstärkt wurde der Frust der Berliner durch den Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Tobias Stieler, der den bis dahin harmlosen Gegner zu neuem Leben erweckte und die Wende zugunsten des BVB einleitete. Dass der Referee nach dem Fauxpas von Marvin Plattenhardt, der den von Santiago Ascacibar abgefälschten Ball mit dem Arm berührte, auf Strafstoß entschied, verärgerte Bobic. «Am meisten aufgeregt habe ich mich über den Elfmeter. Das ist eine Wahnsinnsregel. Der Ball wurde abgefälscht, der Spieler kann nicht reagieren», klagte der Sport-Geschäftsführer.

Bobic fordert Leidenschaft

Doch ähnlich wie bei Magath ging auch bei ihm der Blick schnell wieder nach vorn. ««Die Jungs müssen den Glauben haben, dass wir es in diesen zwei Spielen reißen. Es ist unsere Aufgabe, sie wieder aufzubauen und da hinzubekommen, dass sie wieder leidenschaftlich arbeiten und den Gegner – egal, wer da kommt – niederringen», forderte Bobic bei Sky.

Anders als für die Berliner ging die reguläre Saison für die Dortmunder versöhnlich zu Ende. Die Verabschiedung von Sportdirektor Michael Zorc, der nach insgesamt 44 Jahren beim BVB in den Ruhestand geht, und das mit Applaus bedachten Lebewohl für den zu Manchester City wechselnden Dortmunder Torjäger Erling Haaland, sorgten für große Emotionen. Bei seiner Ansprache an die auch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff noch immer volle Südtribüne war Zorc den Tränen nahe: «Es war heute ein schwieriger und ein schöner Tag. Es war wie eine Zeitreise. Die ganzen Jahre sind an mir vorbeigeflogen.»

Von Heinz Büse, dpa
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