Die Schalker wollen wieder ins Fußball-Oberhaus. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Keine Kampfansagen, keine Muskelspiele. Vor dem Aufstiegs-Showdown der 2. Fußball-Bundesliga wirkt die Chefetage des FC Schalke erstaunlich zurückhaltend und gelassen – zumindest nach außen.

Auch die immense Erwartungshaltung der Fans lockt Trainer Mike Büskens und Sportdirektor Rouven Schröder nicht aus Reserve. Zu groß ist die Sorge, dass sich der mit jeden Tag wachsende Druck auf die Mannschaft übertragen könnte. «Wir müssen definitiv bei uns bleiben», warnte Schröder vor dem Top-Spiel des Spitzenreiters am Samstag (20.30 Uhr/Sky und Sport1) gegen den Tabellenfünften FC St. Pauli: «Wir haben noch nichts erreicht.»

Nach dem Patzer des Tabellenzweiten SV Darmstadt 98 kann Schalke die Rückkehr schon vorzeitig perfekt machen. Darmstadt unterlag am Freitagabend bei Fortuna Düsseldorf mit 1:2 (0:2). Mit einem Sieg im Heimspiel gegen den FC St. Pauli wäre der vorzeitige Schalker Aufstieg bereits am 33. Spieltag sicher. Die Schalker hätten bei einem Erfolg gegen die Hamburger 62 Punkte und wären damit am Ende der Saison mindestens Zweiter der 2. Liga.

Teamgeist gefördert

Eine ähnliche Enttäuschung wie noch vor zwei Wochen, als der wochenlange Höhenflug des Teams beim 1:4 an gleicher Stätte gegen den damaligen Tabellenführer Werder Bremen jäh gebremst wurde, wollen sich alle Beteiligten diesmal ersparen. Ein gemeinsames Frühstück am Mittwoch sollte zur Einstimmung und zur Förderung des Teamgeistes beitragen. «Der gesamte Kader freut sich auf die letzten beiden Spiele. Das ist das, was wir alle wollen. Wir wollen bis zum Ende dabei sein, uns etwas auf die Fahne schreiben», kommentierte Büskens.

Am Ende einer wechselhaften Saison mit dem Absturz Anfang Dezember auf Rang acht ist die Bundesliga-Rückkehr für den derzeitigen Spitzenreiter zum Greifen nahe. Es passt zur Sehnsucht nach einem königsblauen Festtag, dass an diesem Wochenende auch die Party der legendären «Eurofighter» steigt, die 25 Jahre nach ihrem Uefa-Pokal-Triumph im Stadion dabei sein werden. Bei aller Vorfreude auf ein Wiedersehen liegt das Hauptaugenmerk von Büskens, der 1997 beim Überraschungserfolg über Inter Mailand in der Startelf stand, jedoch mehr auf dem Heute als auf dem Gestern: «Ich bin null in die Abläufe eingeplant. Nehmt es mir nicht übel, dafür habe ich keinen Kopf.»

Mit seinem Amtsantritt Anfang März als Interims-Chefcoach und Nachfolger von Dimitrios Grammozis kehrte der Glaube an den sofortigen Wiederaufstieg zurück. Sechs Siege in sieben Spielen trugen zudem dazu bei, dass aus der kritischen Distanz der Fans zu den Profis wieder leidenschaftlicher Support wurde. Das erfüllt Büskens mit besonderem Stolz: «Das bedeutet mir wahnsinnig viel. Jeder Einzelne hat hart dafür gearbeitet, um dieses Vertrauen zurück zu gewinnen. Das spiegelt für mich das Bild wider, was ich über 29 Jahre von Schalke 04 gewonnen habe. Dieses Miteinander, dieses Intensive, dieses Emotionale.»

Gute Entscheidungen getroffen

Nicht nur das sportliche Geschehen, sondern auch die Trennung vom langjährigen Hauptsponsor hat nach Einschätzung des 54 Jahre alten Fußball-Lehrers zu dieser positiven Entwicklung beigetragen. «Die Verantwortlichen haben in diesem Jahr ein paar gute Entscheidungen getroffen. Ich glaube, dass die Beendigung des Gazprom-Deals für diesen Club sehr wichtig war. Es war die Situation, in der der Verein Farbe bekennen musste. Das hat er gemacht. Da hat man die Resonanz gesehen.»

Ein Sieg über St. Pauli könnte dazu beitragen, dass die Zuneigung der Fans weiter wächst. Unabhängig vom Ausgang der Partie am Samstag sieht Büskens den Traditionsclub auf gutem Weg zurück zu alter Größe: «Für mich, der das letzte Jahr auch erlebt hat mit dunklen Momenten, die ich mir nie hätte vorstellen können, ist es schön, es wieder zu sehen. So kenne ich Schalke. Das hat Schalke zu dem gemacht, was es war – und was es wieder sein muss.» Mit viel Pathos fügte er an: «Das müssen nicht alle mögen. Aber die, die dieses Emblem lieben, wissen, was es bedeutet, ein Teil des Ganzen zu sein.»

Von Heinz Büse, dpa
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