Jonathan Burkardt (l) köpft den Ball zum 3:0 ins Tor von Augsburgs Torwart Rafal Gikiewicz (r). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Uwe Anspach/dpa)

Mit strahlendem Gesicht eilte Jonathan Burkardt von einem Interview zum nächsten.

Der erste Doppelpack für den FSV Mainz 05 im Bundesliga-Freitagspiel gegen den FC Augsburg (4:1) und das auch noch vor den Augen von Bundestrainer Hansi Flick, machte das 21 Jahre alte Stürmer-Talent zum Spieler des Tages. «Das ist eine schöne Nebensache, wichtiger ist mir, dass wir gewonnen haben», sagte Burkardt auf Flicks überraschende Anwesenheit angesprochen.

Der Sohn eines Bankers hatte nicht nur die zwei Treffer zum 3:0 (26. Minute) und 4:1 (76.), sondern auch noch die Vorlage für Stefan Bell zum 2:0 (15.) gegeben. «Super. Der Junge macht es richtig gut. Es ist einer, auf den man in nächster Zeit ein Auge werfen sollte», meinte Sturmpartner Karim Onisiwo, der das Führungstor (10.) erzielte.

50. Bundesligaspiel

Burkardt, der sein 50. Bundesligaspiel bestritt und im September 2018 gegen den FC Augsburg sein Debüt im Oberhaus gab, kennt das Auf und Ab am Anfang einer Profi-Karriere – und übte nach dem Abpfiff diplomatische Zurückhaltung. «Es war ein sehr schöner Tag und ein toller Fußballabend für das ganze Team», sagte der gebürtige Darmstädter, den alle «Jonny» rufen. «Auch persönlich war ich zufrieden mit meiner Leistung, aber es geht noch viel besser.»

Das hofft auch Cheftrainer Bo Svensson, der Burkardt zwar lobte («Er war heute sehr gut»), aber für dessen Mangel an Effizienz trotz der Zwei-Tore-Gala tadelte. «Man hat in einigen Situationen gesehen, dass er große Torchancen nicht gemacht hat», meinte der Däne, der den jungen Angreifer schon in der U19 trainierte. «Das hat sich nicht geändert, obwohl er getroffen hat. Da muss er dranbleiben.»

Im Spiel bei Borussia Dortmund (1:3) zuvor musste Burkardt zunächst auf der Bank bleiben – erzielte aber nach seiner Einwechslung immerhin das Ehrentor. «Das war ungewohnt und schwer, aber im Nachhinein war es sinnvoll, mir eine Pause zu geben, so dass ich wieder mit voller Kraft spielen konnte», bekannte die ehrgeizige Stürmer-Hoffnung.

U21-Kapitän

Mit dem U21-Nationalteam ist er nicht nur Europameister, sondern mittlerweile auch ihr Kapitän geworden. «Das hilft mir in der Persönlichkeitsentwicklung enorm, in einem Team in die Verantwortung genommen zu werden», sagte Burkardt. «Ich glaube, dass bringt mich menschlich weiter.»

Auch fußballerisch habe er sich seit seinem ersten Liga-Spiel weiterentwickelt. «Damals bin ich viel öfter ins Dribbling gegangen und habe Harakiri gespielt», sagte Burkardt. «Heute bin ich ein bisschen gereifter.» Um seine Popularität zu mehren, ist der Fußballplatz im Übrigen die einzige Bühne, soziale Medien wie Facebook oder Twitter meidet er, weil er «nicht in diese Scheinwelt eintauchen» wolle.

Empfehlung vom Manager

Dass er es in der realen Welt weit und bis in die Nationalmannschaft schaffen kann, ist wegen des Mangels in Deutschland an Stürmertypen wie ihn keine Träumerei. Der Mainzer Sportvorstand Christian Heidel spielte zwar den Besuch von Flick herunter («Er wohnt nicht weit weg und es ist ein Freitagspiel»), meinte aber auch: «Klar ist, er hat ihn gesehen und was er gesehen hat, war gut.»

Er könne sich die Schlagzeile «Burkardt schießt zwei Tore für Hansi» gut vorstellen. Dies bedeute aber noch lange nicht, «dass Jonny ein Kandidat für die Nationalmannschaft» sei. Der Manager empfahl deshalb: «Hart weiter arbeiten. Dann kommt es unter Umständen einmal.»

Von Andreas Schirmer, dpa
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