Hertha BSC ist im Abstiegskampf auf Schützenhilfe angewiesen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa)

Aufgeben ist nichts für Pal Dardai. Deswegen sucht der Trainer von Hertha BSC im eigentlich fast aussichtslosen Kampf um den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga nach dem Positiven.

«Es gibt nichts zu verlieren, aber natürlich verlierst du sehr viel, wenn du an diesem Spieltag eine Blockade hast», sagte Trainer Pal Dardai vor dem Abstiegsendspiel der Berliner gegen den VfL Bochum. «Deswegen: Gib alles und sei richtig gefährlich.»

Bei fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz und nur noch zwei Spielen glaubt kaum noch jemand an die Hertha. Die Mannschaft selbst hat nichts mehr zu verlieren. Wenn gegen den Revierclub kein Sieg gelingt, ist der siebte Abstieg der Vereinsgeschichte nicht mehr abzuwenden. «Aufgegeben hat hier noch niemand und Aufgeben ist auch keine Option», sagte Berlins Sportdirektor Benjamin Weber, aber auch: «Trotzdem müssen wir natürlich realistisch sein. Wir wollen gewinnen und dann schauen, ob wir noch ein Endspiel in Wolfsburg bekommen».

Dardai: Respekt vor Fans und Mitarbeitern zeigen

Denn der Hauptstadtclub (18., 25 Punkte) hat sein Schicksal nicht mehr in der eigenen Hand. Gewinnen Schalke (16., 30 Punkte) und Stuttgart (17., 29 Punkte) ihre Spiele an diesem Wochenende, steigt die Hertha ab. Ein Sieg gegen Bochum (15., 31 Punkte) wäre dann tabellarisch wertlos. Dazu ist die Lizenz für die erste und die zweite Liga noch nicht sicher. Auflagen der DFL muss der finanziell schwer angeschlagene Club bis zum 7. Juni erfüllen. Ansonsten könnte es einen noch tieferen Sturz bis in die Regionalliga geben.

Doch solche Gedanken will Dardai gar nicht erst zulassen. Es gehe auch darum, mit einer kämpferischen Leistung Respekt für die eigenen Fans und die Mitarbeiter im Club zu zeigen. Der Anhang hält die Treue. Wie schon in den vergangenen Wochen werden deutlich mehr als 60.000 Menschen ins Olympiastadion strömen.

Die Leistungsschwankungen seiner Profis geben dem 47-Jährigen aber auch gut einen Monat nach dem Beginn seiner dritten Rettungsmission in Berlin noch Rätsel auf. «Es ist nicht schön, am Ende der Saison mit den eigenen Spielern darüber zu reden: Bitte lauft mal einen Meter», sagte er. 

«Ich habe noch nie mit einer Mannschaft gearbeitet, wo der Wille, die Arbeit gegen den Ball, die Basics, während des Weges verschwinden», sagte der Ungar. Gegen Stuttgart waren sie da. Eine Woche später gegen Köln unauffindbar. «Du musst aus dem Negativen etwas Positives machen. Das versuchen wir herauszukitzeln», sagte Dardai.

Knapp 10.000 Bochum-Fans in Berlin erwartet

Der Gegner aus Bochum will sich die Zwangslage der Berliner zunutze machen. «Hertha muss ein gewisses Risiko gehen, auch wenn es unentschieden steht. Das könnte unsere Chance sein», sagte Stürmer Philipp Hofmann den Zeitungen der «Funke Mediengruppe». Knapp 10.000 VfL-Anhänger werden in Berlin erwartet.

Mit einem Sieg könnte sich der VfL bei entsprechenden Ergebnissen der Konkurrenz sogar schon den Klassenerhalt sichern. Bei einer Niederlage aber auch selbst wieder auf die Abstiegsränge rutschen und in Schlagdistanz der Hertha kommen. Und am letzten Spieltag kommt mit Bayer Leverkusen noch ein Anwärter auf die internationalen Startplätze an die Castroper Straße. «Es geht in die finalen Entscheidungen, da ist eine gewisse Anspannung normal. Aber wir freuen uns auch über die gute Ausgangsposition, die wir nutzen wollen», sagte Trainer Thomas Letsch.

Die Anspannung im Abstiegskampf ist auch in Hoffenheim (14., 32 Punkte) nicht kleiner – keine Zeit für Nebenschauplätze. Seine Frau habe ihn kürzlich gefragt, was sie im Sommer nach der Saison machen sollten, erzählte Trainer Pellegrino Matarazzo. «Du, ich habe überhaupt keinen Kopf dafür, ich bin gar nicht da», habe er ihr geantwortet. «Wie soll ich das besprechen, wenn ich überhaupt kein Gefühl dafür habe? Ich bin voll im Tunnel.» 

Hoffenheim empfängt am Samstag Herthas Lokalrivalen Union Berlin, der mit einem Sieg die Qualifikation zur Champions League schaffen könnte. Und am letzten Spieltag steht die Reise zu Matarazzos Ex-Verein VfB Stuttgart an, der derzeit drei Punkte hinter Hoffenheim liegt. Dessen Trainer Sebastian Hoeneß möchte bestimmt nicht mit einem Punktverlust gegen seinen ehemaligen Club den Gang in die zweite Liga oder die Relegation antreten.

David Langenbein und Thomas Flehmer, dpa
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