Horst-Dieter Höttges ist im Alter von 79 Jahren verstorben. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Maja Hitij/dpa)

Wer gegen Horst-Dieter Höttges spielte, hatte nur wenig Spaß. Seinen Spitznamen «Eisenfuß» hatte der einstige Fußball-Weltmeister aus gutem Grund bekommen. Auf dem Spielfeld nahm die Clublegende des SV Werder Bremen keine Rücksicht – der Verteidiger schonte weder sich noch seine Gegner.

«Er war einer der unangenehmsten Gegenspieler, gegen die ich antreten musste», sagte die vor zwei Jahren gestorbene Bayern-Ikone Gerd Müller einst über seinen Nationalmannschaftskollegen. Sepp Herberger, der Weltmeister-Trainer von 1954, meinte: «Es ist für jeden Spieler eine Strafe, gegen diesen Mann zu spielen.»   

Nun ist der Weltmeister von 1974 und Europameister von 1972 gestorben. Wie der SV Werder unter Berufung auf seine Familie am Montag mitteilte, starb Höttges schon am 22. Juni im Alter von 79 Jahren in einer Seniorenresidenz bei Bremen. In den letzten Jahren seines Lebens hatte er an Demenz gelitten. 

Gefürchtet und anerkannt

Höttges‘ robuste Spielweise war gefürchtet und anerkannt – und sie bescherte ihm eine außergewöhnliche Fußball-Karriere. «Horst-Dieter Höttges hat eine erfolgreiche Ära mitgeprägt und mit der deutschen Auswahl die größten Titel gewonnen», würdigte DFB-Präsident Bernd Neuendorf den 66-maligen Nationalspieler. «In Mannschaften, die im Rückblick vor allem für ihre Spielstärke gepriesen werden, war er der fleißige Arbeiter, dem kein Weg zu weit, kein Auftrag zu schwer war – und der damit seine Kollegen glänzen ließ.» Ohne Spieler wie ihn könne keine Mannschaft erfolgreich sein.

Höttges wurde am 10. September 1943 in Mönchengladbach geboren. Er spielte auch einige Zeit für die Borussia. Als Trainer-Legende Hennes Weisweiler 1964 kam, ging er aber. Weisweilers und Höttges‘ Spielweisen – das passte nicht zusammen.

HSV-Idol Uwe Seeler wollte Höttges nach Hamburg lotsen. Doch am Ende blieb er in Bremen hängen. «Mit Horst-Dieter Höttges verlieren wir einen der größten Werderaner aller Zeiten und einen der besten Fußballer, die es je in Deutschland gab», sagte Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald.

Gleich in erster Saison Meister

Gleich in seiner ersten Saison an der Weser wurde Höttges deutscher Meister, 1966 Bundesliga-Vierter und 1968 Vize-Meister. Die Schalke-Legende Stan Libuda sagte vor einem Spiel in Bremen einmal: «Nee, Trainer. Da brauch‘ ich gar nicht erst mitfahren. Da geht es gegen den Höttges. Da seh‘ ich den Ball genau zweimal: Beim Anstoß und wenn die das Tor geschossen haben.»

In den 70er-Jahren war es mit der Werder-Herrlichkeit allerdings vorbei. Oft war Abstiegs- und nie mehr Titelkampf angesagt. «Mit mir steigt Werder nicht ab», sagte Höttges einmal und hielt Wort. Werders Ehrenspielführer absolvierte 420 Bundesliga-Spiele für die Bremer und erzielte 55 Tore. Zwei Jahre nach seinem Rücktritt 1978 musste Werder in die zweite Liga.         

Seine größten Erfolge erlebte Höttges im DFB-Trikot. Im März 1965 bestritt er gegen Italien sein erstes A-Länderspiel – insgesamt kam er bis 1974 auf 66. Außer Weltmeister 1974 wurde er 1966 Vize-Weltmeister in England und Dritter bei der WM 1970 in Mexiko.

Dazu kam der EM-Titel der legendären Mannschaft um Franz Beckenbauer, Gerd Müller und Günter Netzer. Sein letztes Länderspiel machte er bei der WM 1974 ausgerechnet bei der 0:1-Niederlage gegen die DDR, als sein Gegenspieler Jürgen Sparwasser in Hamburg den entscheidenden Treffer erzielte.    

Auch nach seiner Karriere blieb Höttges in Bremen. Er wollte nicht weg, auch nicht während seiner Laufbahn, als große Vereine ihn lockten. «Ich habe mich in dieser kleinen Stadt Bremen immer viel zu wohlgefühlt.»

Claas Hennig und Sebastian Stiekel, dpa
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