Auf dem Spielfeld war Julian Brandt scheinbar überall. Und auch nach dem 2:0 (0:0) bei Werder Bremen war der 26-Jährige von Borussia Dortmund medial omnipräsent. Brandt ist derzeit einer der gefragtesten Männer beim BVB.
Nicht nur, weil er in seiner Heimatstadt den Treffer zum Endstand erzielte. Er ist eine der tragenden Figuren des Dortmunder Aufschwungs mit sechs Siegen in sechs Pflichtspielen seit Jahresbeginn. Und er ist für Trainer Edin Terzic (40) vor der bislang größten Herausforderung in diesem Jahr mit dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) gegen den FC Chelsea der Hoffnungsträger in der schwarz-gelben Hochbegabten-Truppe.
«Jule hat sich in dieser Saison extrem entwickelt. Er ist einer unserer konstantesten Spieler. Er ist komplett fit, er ist immer einer der Laufstärksten», sagte Terzic in Bremen. «Und er ist am Ball extrem wichtig für uns.» Vor dem Spiel gegen Werder habe Brandt auch die letzten Worte gefunden, bevor die Mannschaft die Kabine verlassen habe. «Und das hat er auch richtig gut gemacht», lobte Terzic. «Da hat man gemerkt, dass er vorneweg gehen will.»
Ankurbler in der Kreativzentrale
Der Nationalspieler wächst mehr und mehr in die Rolle des Führungsspielers hinein. Auf dem Platz kurbelt er das Spiel seiner Mannschaft an und bildet mit Ausnahmetalent Jude Bellingham (19) die Dortmunder Kreativzentrale. Neben dem Platz füllt er derzeit das Vakuum aus, das bisherige Anführer wie Mats Hummels oder Kapitän Marco Reus hinterlassen. Der Offensivspieler gibt den Ton vor.
«Wir haben eine Euphorie, die langsam entsteht», meinte Brandt zum Aufschwung seines Teams seit dem Start nach der Winterpause. «Alle bringen ihren Teil ein, und das tut dem Kollektiv gut.» Die Qualität des Kaders zeigt sich allein an der Tatsache, dass Jamie Bynoe-Gittens (18) gegen Bremen nur eine Minute nach seiner Einwechselung in der 67. Minute zur Führung traf und das zehnte Joker-Tor der Dortmunder in der Bundesliga-Saison erzielte.
«Wer da alles nachgeschossen wird momentan in der 60. Minute, das ist schon ein Unterschied», meinte Brandt. Zugleich mahnte er auch: «Wir müssen aber auch ehrlich zu uns selbst sein. Es gibt Themen, die wir noch besser machen können.» Sie seien «nicht die beste Mannschaft der Welt. Da müssen wir halt etwas vorsichtig sein.»
Familientreffen in Bremen
Er selbst ist aktuell so gut wie noch nie. Das bestätigte der gebürtige Bremer ausgerechnet im Weserstadion vor 42.100 Zuschauern, darunter 20 Familienangehörige und Freunde. «Ich bin sehr, sehr gern hier im Stadion», sagte Brandt, der anders als sein Bruder Jascha (Werder U23) aber nie für Werder gespielt hatte. «Es ist ein sehr spezielles Stadion. Ich stand früher selber extrem lange in der Ostkurve, habe viele gute Spiele gesehen, viele gute Zeiten miterlebt.»
Einen Grund für seinen persönlichen Aufschwung sieht er in einer veränderten Ernährung. «Seit einem Jahr habe ich bei mir etwas umgestellt», berichtete Brandt. Wegen Hautproblemen müsse er sich glutenfrei und histaminfrei ernähren. Und das habe einen positiven Nebeneffekt: «Ich habe eine andere Fitness.» Allerdings: «Tore geschossen habe ich auch vorher. Dafür ist die Umstellung nicht ausschlaggebend.»
Gedanken um seine Zukunft in Dortmund macht sich Brandt derzeit nicht. Sein Vertrag läuft im Juni 2024 aus. Seine Topform auszunutzen und auf eine Verlängerung zu drängen, ist seine Sache nicht. «Ich bin ein strukturierter Typ», sagte er. «Ich will so wenig Nebenschauplätze haben wie möglich. Es geht nicht darum, dass ich abwarten will. Ich will es in Ruhe machen.»